Die zwei Brüder ist ein Zaubermärchen, das von den Gebrüdern Grimm in ihren Kinder- und Hausmärchen veröffentlicht wurde. Es ist Typ 303 im Aarne-Thompson-Index.
Inhalt[]
Der goldene Vogel[]
Ein armer Besenbinder hat einen geizigen Goldschmied zum Bruder und zwei gleich aussehende Zwillings-Söhne. Eines Tages sieht der Besenbinder im Wald einen goldenen Vogel und kann eine Feder davon erhaschen, die er seinem Bruder für viel Geld verkaufen kann. Bei seiner nächsten Jagd findet er eine goldene Lampe, und bei der dritten gelingt es ihm, den Vogel selbst zu fangen. Der Goldschmied kauft ihm auch diesen ab, da er weiß, dass jeder, der vom Herz und der Leber des Vogels isst, jeden Morgen ein Goldstück unter seinem Kissen findet.
Als die Frau des Goldschmieds Herz und Leber des Vogels kocht, fallen davon durch Zufall ein paar Stücke für die Söhne des Besenbinders ab. Als diese daraufhin das Gold unter ihren Kissen finden, überredet der Goldschmied seinen Bruder, sie fortzuschicken, da sie mit dem Teufel im Bunde seien.
Die verstoßenen Söhne wurden von einem Jäger aufgenommen und großgezogen, und er brachte ihnen das Jagen bei. Als die Söhne erwachsen sind, wollen sie selbst losziehen und ihr Glück finden. Der Jäger gibt ihnen ein Messer, von dem jede Seite einen der Brüder repräsentiert. Geht es einem von ihnen schlecht, wird seine Seite des Messers rosten.
Die Wanderschaft der zwei Brüder[]
Unterwegs jagen die Brüder einen Hasen, der aber um sein Leben bettelt und ihnen zwei seiner Jungen anbietet, wenn sie ihn leben lassen. Die Brüder willigen ein und treffen auf dem weiteren Weg noch einen Fuchs, einen Wolf, einen Bären und einen Löwen, mit denen sie jeweils den gleichen Handel treiben und die Jungtiere unter sich aufteilen. Die Tiere zeigten ihnen ein Dorf, wo sie sich mit Essen versorgen können, und danach trennten sich ihre Wege. Sie rammten das Messer in einen Baum, um jederzeit zurückkehren zu können, um zu erfahren, wie es dem Bruder ergangen ist.
Der jüngere Bruder[]
Der jüngere Bruder kommt als erstes in eine Stadt, in der ein Drache jede Jungfrau außer der Prinzessin gefressen hat, die es am nächsten Morgen treffen sollte. Er erklomm den Hügel des Drachen, wo er ein Schwert und drei Kelche fand. Er konnte das Schwert nur benutzen, wenn er aus einem der Kelche getrunken hatte.
Als am nächsten Tag, unter Aufsicht des Hofmarschalls, die Prinzessin zum Drachen gebracht wird, stellt sich der junge Bruder diesem entgegen. Mit seinen sieben Köpfen setzt der Drache das Gras in Brand, doch die Tiere des Bruders treten die Flammen aus. Er kann dem Drachen sechs Köpfe und den Schwanz abschneiden, bevor die Tiere den Drachen zerfleischen. Die Prinzessin gibt ihm ein Messer, um dem Drachen die Zungen herauszuschneiden, und verteilt ihre Halskette an die Tiere.
Da er müde ist, legt der Bruder sich schlafen und lässt den Löwen Wache halten. Auch dieser ist müde und lässt den Bären Wache halten, dieser gibt die Wache an den Wolf ab, der an den Fuchs und der Fuchs an den Hasen. Als auch der Hase einschläft, köpft der Hofmarschall den Bruder und zwingt die Prinzessin, ihn als ihren Retter auszugeben.
Als die Tiere aufwachen und den toten Bruder sehen, drohen sie, den Hasen zu töten, doch dieser findet eine Wurzel, mit der er den Bruder wiederbelebt. Der Bruder, der die Prinzessin für seine Mörderin hält, zieht weiter, kommt aber nach einem Jahr wieder in die Stadt, in der die Hochzeit der Prinzessin und des Hofmarschalls gefeiert wird.
In einer Kneipe wettet der Bruder mit dem Wirt, dass er Brot von der Tafel des Königs kriegen kann, und sendet den Hasen zur Prinzessin, die ihm tatsächlich einen Laib Brot mitgibt. Danach sendet er noch die anderen Tiere, die ihm nach und nach ein königliches Mahl bringen, zum Beweis, dass die Prinzessin ihn noch liebt.
Als der König sich über die Tiere wundert, lässt ihn die Prinzessin nach dem Meister der Tiere schicken. Dieser findet am Hof die Drachenköpfe ausgestellt und fragt, warum diese keine Zungen haben. Danach zeigt er die Zungen und die Prinzessin bezeugt seine Geschichte, woraufhin der Hofmarschall hingerichtet wird und der Bruder die Prinzessin heiratet und zum König gekrönt wird.
Eines Tages auf der Jagd nach einem weißen Hirsch verläuft der neu gekrönte König sich im Wald und begegnet einer alten Frau. Diese bittet ihn, seine Tiere mit ihrem Stab berühren zu dürfen, um sicherzugehen, dass sie ihr nichts tun, und verwandelt sie so zu Stein. Auch den König verwandelt sie zu Stein.
Der ältere Bruder[]
Als der ältere Bruder eines Tages zum Messer zurückkommt und es auf einer Seite rostig vorfindet, geht er den jüngeren Bruder suchen und kommt dabei in die Stadt. Dort wird er für den König gehalten, legt jedoch im Ehebett ein Schwert zwischen sich und die Frau seines Bruders. Eines Tages findet er die Hexe und zwingt sie, seinen Bruder und dessen Tiere zurückzuverwandeln.
Die Brüder kehren zurück, doch als der jüngere Bruder erfährt dass der ältere in seinem Bett geschlafen hatte, schlägt er ihm vor Wut den Kopf ab, was er sofort bereut. Der Hase aber belebt den älteren Bruder mit der Wurzel wieder und sie kehren gemeinsam zurück, wo die Königin ihren Ehemann an den Tieren erkennt, die ihre Kette tragen. Nun können die Brüder endlich in Frieden leben.
Vergleichbare Märchen[]
Vergleichbare Märchen sind KHM 85 Die Goldkinder, KHM 122 Der Krautesel, KHM 74a Von Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung, KHM 104a Die treuen Tiere. In Giambattista Basiles Pentameron I,7 Der Kaufmann, I,9 Die hinterlistige Hirschkuh, IV,1 Der Stein des Gockels, Die drei Hunde in Neues deutsches Märchenbuch, Die Ritter vom Fisch in Cuentos. Oraciones y Adivinas und Von den drei Brüdern und ihren Thieren in Litauische Volkslieder und Märchen. Ein weiteres vergleichbares Märchen ist Der Drachentödter aus Ernst Meiers Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Auch Die zwei Fischersöhne und Der Drachentödter entsprechen dem gleichen Muster. Eine ungarische Variante des Märchens wurde 1901 von Elisabet Róna-Sklarek in ihrer Sammlung Ungarische Volksmärchen veröffentlicht[1].
Außerdem taucht das Motiv der Drachenzungen als Beweis auch bei Tristan und Isolde[2], Von den Räubern und der Prinzessin, die einem Drachen versprochen war, Wolfdietrich, Georgic und Merlin, Pollard Brawn , Die beiden Geschwister und die drei Hunde, Geschwind wie der Wind, Pack-an, Eisenfest und The Little Bull-Calf auf. In Die drei Hunde sind es hingegen die Zähne[3] und im Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens und in der Bayajidda-Legende der Kopf bzw. die Köpfe des Drachen. Ein ähnliches Märchen, in dem der Drache auch mehrere Köpfe hat, ist Der Kaufmann. Auch das schwedische Märchen Silfwerhwit und Lillwacker enthält dieses Motiv, jedoch sind es hier die Augen eines Trolls[4]. In der türkischen Sage von Sarı Saltık stielt der falsche Drachentöter die Zunge und der echte muss sich anderweitig beweisen. Der falsche Drachentöter taucht auch in der jukagirischen Sage über den Meeresgeist auf.
Auch in Georgic und Merlin wird die Zunge herausgeschnitten, jedoch redet sich hier der falsche Drachentöter heraus, da er behauptet, die Zunge gegessen zu haben. Die Drachenzungen kommen auch manchmal in britischen Drachentöter-Sagen vor[5]. Lutz Röhrich sieht den Ursprung des Zungen-Motivs in altgriechischen Traditionen, in denen der Held dem besiegten Monster die Zunge herausschneidet, damit es nicht mehr nach Hilfe rufen kann[6].
Die hilfreichen Tiere, vor allem der Löwe, lassen sich auf das Löwenritter-Motiv zurückführen. Dieses beinhaltet einen Helden, z.B. Ywain, Heinrich der Löwe oder Dietrich von Bern, der einem Löwen im Kampf gegen einen Drachen beisteht, woraufhin der Löwe sein treuer Begleiter wird[6].
Das Motiv der Prinzessin, die die letzte in einer Reihe von Opfern für den Drachen ist (siehe Prinzessin und Drache) kann auf die Sage von Perseus und Andromeda zurückgeführt werden und erlangte durch die Sage von St. Georg weiter Verbreitung in Europa[7].
Röhrich sieht in den sieben Köpfen des Drachen eine Anspielung auf die sieben Köpfe des Drachen der Apokalypse[6].
In der Populärkultur[]
- Der Band Die zwei Brüder der Manga-Serie Grimms Manga ist eine Adaption des Märchens.
Quellen[]
- 60. Die zwei Brüder. in Jacob Grimm, WIlhelm Grimm (1819), Kinder- und Hausmärchen, München (1977)
Einzelnachweise[]
- ↑ 10. Die zwei Brüder. in Elisabet Róna-Sklarek (1909), Ungarische Volksmärchen, Dieterich
- ↑ Lutz Röhrich (1984), Märchen – Mythos – Sage in Wolfdietrich Siegmund (Hrsg.), Antiker Mythos in unseren Märchen, Veröffentlichungen der Europäischen Märchengesellschaft, Bd. 6, ISBN 3-87680-335-7
- ↑ Vergleichende Anmerkungen: 39. Von den Zwillingsbrüdern. 40. Von den drei Brüdern. in Laura Gonzenbach (1870), Sicilianische Märchen, Engelmann
- ↑ Silfwerhwit und Lillwacker in Gunnar Hyltén-Cavallius, George Stephens (1848), Schwedische Volkssagen und Märchen, Maas
- ↑ Jaqueline Simpson (1978), Fifty British Dragon Tales: An Analysis, Folklore, Vol. 89, No. 1, https://doi.org/10.1080/0015587X.1978.9716092
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Lutz Röhrich (2000), Drachen - gestern und heute, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Ausgabe 103, S. 183-194
- ↑ 60. Die zwei Brüder in Johannes Bolte, Jiří Polívka (1913), Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Band 1, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung