Die Madonna und der Drache ist ein Märchen aus den Abruzzen in Italien.
Handlung[]
Das Märchen erzählt von einner armen Frau, die schon 12 Kinder geboren hatte und mit dem dreizehnten schwanger war. Sie hatte kein Geld und kaum Besitz, und da ihr Mann immer im Wirtshaus war, musste sie neben ihrer eigenen Arbeit noch für reiche Leute als Wäscherin arbeiten. Ihren Traum, Sängerin zu werden, musste sie bereits in ihrer Jugend aufgeben.
Im Tal gab es einen Ort, an dem man der Sage nach um Mitternacht Kirchglocken hören soll. Die Frau, die genug von ihrem beschwerlichen Leben hatte, ging an diesen Ort, in der Hoffnung, ein Wunder würde geschehen. Tatsächlich läuteten um Mitternacht Glocken, obwohl keine Kirche in der Nähe war. Da tat sich ein Erdspalt auf und die Frau ging hinunter. Sie vertraute darauf, dass die Madonna für ihre Kinder sorgen würde, falls ihr etwas geschieht.
In der Höhle erblickte sie einen großen Drachen, der unbeweglich dastand und dem Glockengeläut lauschte. Dann sah sie die Madona, die die Glocken läutete. Als die Mitternachtsstunde vorbei war, fiel der Drache in einen tiefen Schlaf und die Madonna hörte mit dem Läuten auf. Die Frau klagte ihr ihr Leid, doch die Madonna erwiderte, dass sie es noch schwerer habe. Jede Nacht würde der Drache aufwachen und wolle sich ein Opfer an der Oberfläche suchen, doch solange sie die Glocken läutet, wird er besänftigt. So muss sie jede Nacht eine Stunde die Glocken läuten, was sie manchmal nur knapp schafft.
Als in der nächsten Nacht nach einer halben Stunde die Madonna ihre Kräfte verließen, sprang die Frau für sie ein und läutete die Glocke. In der Nacht darauf übernahm die Frau die Aufgabe ganz, doch noch eine Nacht später schaffte sie es selbst kaum noch. Als die Klänge leiser wurden, regte sich der Drache. Die entkräftete Frau begann jedoch zu singen, und der Drache hielt still und lauschte dem Gesang.
Die Madonna dankte ihr und versprach, ihr ebenfalls bei ihrer Arbeit zu helfen. Sie verließen die Höhle und pflanzten einen Baum über dem Erdspalt. Als der Drache in der nächsten Nacht erwachte und keine Musik hörte, schnaufte er vor Zorn und setzte damit die Glocken Bewegung. Kaum hatte er das Geläut gehört, da wurde er wieder ganz zahm. Die Madonna ging aber mit der Frau und half ihr bei ihrer Hausarbeit und brachte das dreizehnte Kind zur Taufe.
Der Sage nach sollen einst feindliche Soldaten in der Gegend eingefallen sein und hatten von der Erzählung gehört. Sie verhöhnten die Einheimischen und fällten den Baum, doch als sie in die Höhle stiegen, kehrte keiner jemals wieder zurück. Doch aus dem Stumpf wuchs ein neuer Baum hervor.
Varianten[]
Einer anderen Variante zufolge verhing der Drache sich mit dem Schwanz in den Glockenseilen anstatt die Glocken anzuatmen. Auch so läutete er sie unfreiwillig selbst und hielt sich so selbst in Schach[1]
Quelle[]
- Silvia Studer-Frangi (2008), Italienische Märchen, Königsfurt-Urania Verlag, ISBN 3-86826001-3.
- Silvia Studer-Frangi (2017), Märchenreise durch Italien, Königsfurt-Urania Verlag, ISBN 9783868260748
Einzelnachweise[]
- ↑ Heidi Christa Heim (2022), Wie Frauen im Märchen mit Drachen umgehen, Märchenland und Zauberwald, Ausgabe 2, ISBN 9783982342726