
Illustration aus "Die Drachenfedern", 1993
Die Drachenfedern ist ein Märchen aus dem Zillertal.
Handlung[]
Das Märchen erzählt von einem reichen Wirt und dessen schöner Tochter Liese. Der Nachbar war ein Holzhacker mit einem Sohn, der fleissig und schön war. Dieser hatte sich in Liese verliebt, und auch sie war ihm zugetan. Doch da er so arm war, weigerte der Wirt sich, ihnen seinen Segen zu geben. Der Wirt sagte dem Holzhackersohn, dass er Liese nur heiraten dürfe, wenn er dem Drachen, der im Wald einige Stunden vom Dorf entfernt lebt, drei goldene Federn ausreissen und sie ihm bringen könne[1].
Doch der Junge ließ sich nicht abschrecken und zog los zum Schloss des Drachen. Auf dem Weg dorthin kam er an ein Haus, vor dem ein trauriger alter Mann saß. Er fragte ihn, was ihn bedrückte. Der alte Mann klagte, dass seine Tochter schwer krank sei, und nur der Drache könne ihm helfen. Also beschloss der Junge, den Drachen, wenn er dort war, nach einem Mittel für die Tochter des alten Mannes zu fragen. Als nächstes kam er an einen Apfelbaum, um den sich viele Menschen scharten. Diese klagten ihm, dass der Baum früher goldene Äpfel trug, doch heute fielen nur noch schlechte Blätter von ihm herab. Auch hier soll der Drache helfen können[1].
Bald kam der Junge an den dunklen und nebligen Wald, und darin fand er einen Fluss. Er traf einen alten Fischer, der sich über seine langweilige Arbeit beklagte und hoffte, der Drache könne ihm einen guten Rat geben, was er stattdessen tun sollte. Nachdem der Junge auch dem Fischer seine Hilfe zugesprochen hatte kam er an das Schloss des Drachen. Er war beeindruckt von dessen Pracht, fand das Schloss aber leer vor, denn der Drache war nicht zuhause[1].
Er traf im Schloss nur die Frau des Drachen, die jedem Menschen nur gutes tat. Als er ihr von seinem Anliegen und denen der anderen Menschen erzählte, versprach sie ihm, die Aufgaben für ihn zu übernehmen. Ihn aber versteckte sie unter dem Bett, damit der Drache ihn nicht finden könne. Als dieser dann in der Nacht zurückkehrte, stellte er voller Zorn fest, dass er einen Christen riechen konnte. Doch die Frau konnte ihn überzeugen, dass er sich täuschte und er beruhigte sich bald wieder. Als er eingeschlafen war, zupfte seine Frau ihm eine goldene Feder aus und reichte sie dem Holzhacker[1].
Doch der Drache wachte auf und verlangte zu wissen, wer ihn im Schlaf rupfte. Die Frau beruhigte ihn mit der Behauptung, ihn im Schlaf versehentlich gezupft zu haben, da sie von einem alten Mann geträumt hatte. Dieser habe eine kranke Tochter, und sie wisse nicht, wie man diese wieder gesund machen könne. Der Drache wusste sofort, dass zur Heilung die Hostie, die man unter dem Bett der Tochter versteckt habe, entfernen müsse[1].
Als der Drache wieder eingeschlafen war, zupfte die Frau ihm die nächste Feder aus. Diesmal erzählte sie ihm, vom Apfelbaum geträumt zu haben, der keine Goldäpfel mehr trug. Der Drache riet ihr, die Schlange auszugraben, die an den Wurzeln nagt. Mit der letzten Feder dann erzählte sie von dem alten Fischer, und der Drache riet ihr, das Geschäft dem nächsten zu übergeben, der an den Fluss kommt[1].
Nachdem er alle drei Federn hatte, schlich der Holzhacker sich fort und überbrachte den Menschen auf dem Rückweg die Ratschläge des Drachen. Dem Fischer gab er den Rat erst, nachdem dieser ihn übergesetzt habe, und alle belohnten ihn mit Gold und Silber. Bald kam er nach Hause und Liese erwartete ihn bereits. Da der Holzhackersohn nun viel reicher war als ihr Vater willigte auch dieser gerne in die Hochzeit ein, und es wurde ein großes Fest gefeiert[1].
Ähnliche Märchen[]
Das Märchen erinnert stark an Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, das von den Brüdern Grimm erstmals schriftlich veröffentlicht wurde. Andere von den Brüdern Grimm gesammtelte Versionen ersetzen den Teufel oder Drachen durch einen Phönix[2] oder Greif[3]. Auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes kommen Varianten des Märchens in ganz Europa, Afrika, Asien und Nordamerika vor[4][5]. Andere Varianten des Motivs, die Drachen beinhalten, sind Von dem, der den Lindwurm mit sieben Köpfen tödtete, Der Teufel und seine Großmutter und Die drei Federn des Drachen.
Auch im mongolischen Märchen Der Lohn der Freundschaft wird der Held unterwegs von mehreren Personen nach Ratschlägen gefragt, auf die er am Ziel der Reise antworten erlangen und den Leuten am Rückweg mitteilen kann.
In der Populärkultur[]
- 1993 wurde das Märchen von Arnica Esterl (mit Illustrationen von Olga Dugina und Andrej Dugin) als Kinderbuch unter dem Titel "Die Drachenfedern" veröffentlicht[6], wobei das Künstlerehepaar sich am Stil nordeuropäischer Künstler des 15. und frühen 16. Jahrhunderts wie Albrecht Dürer oder Pieter Bruegel orientierte[5]. Der Drache wurde als gelehrter Alchemist interpretiert, was man an der Einrichtung seines im Stil von M. C. Escher gehaltenen Schlosses erkennen kann[7].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Die Drachenfedern in Ignaz und Joseph Zingerle (1852), Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland, F. Pustet (1854)
- ↑ 75. Vogel Phönix in Jacob und Wilhelm Grimm (1812), Kinder- und Haus-Märchen Band 1, 1. Auflage, Realschulbuchhandlung
- ↑ 165. Der Vogel Greif. in Jacob und Wilhelm Grimm (1837), Kinder- und Haus-Märchen Band 2, 3. Auflage, Dieterichische Buchhandlung
- ↑ Stith Thompson (1977), The Folktale, University of California Press, S. 140, ISBN 0-520-03537-2
- ↑ 5,0 5,1 Tina L. Hanlon (1999), The Art and the Dragon: Intertextuality in the Pictorial Narratives of Dragon Feathers in Morag Styles, Gabrielle Cliff Hodges, Mary Jane Drummond (1999), Tales, Tellers and Texts, A&C Black, 79-94, ISBN 9781847142771
- ↑ Arnica Esterl, Olga Dugina, Andrej Dugin (1995), Die Drachenfedern, Esslinger Verlag J.F. Schreiber, ISBN 9783215078620
- ↑ Andrej Dugin (1993), Die Drachenfedern (Brief), Esslinger Verlag, archiviert am 22. Oktober 2007