Drachen Wiki

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Der Schneider und die Riesen ist ein oberpfälzisches Märchen aus Tiefenbach.

Handlung[]

Eines Tages fand ein Schneider ein seidenes Band, auf dem die Worte "Sieben auf einen Schlag, wer macht es mir nach" standen. Mit diesem gekleidet traf er später auf einen Riesen, der ihm drohte ihn zu töten. Doch der Schneider ließ sich nicht einschütern und stritt mit dem Riesen. Schließlich kamen sie an einen Kirschbaum, und der Riese beugte ihn herunter. Er ließ den Schneider die Kirschen essen, die sein letztes Mal sein würden, bevor er ihn umbringt. Während der Schneider am Essen war, ließ der Riese den Baum los und der Schneider flog hoch in die Luft, doch mit dem Seidenband segelte er sicher zu Boden[1].

Der Riese war erstaunt, dass der Schneider dies überlebt hatte, und ließ ihn fortan neben sich herziehen. Unterwegs fing der Schneider einen Spatz, ohne dass der Riese dies bemerkte. Nach einiger Zeit hob der Riesen einen Stein auf und wettete, dass er ihn weiter werfen könne als der Schneider. Er warf ihn und er flog so weit, dass man kaum sehen konnte, wo er herunterkam. Doch der Schneider tat so, als würde er einen Stein aufheben, und warf stattdessen den Vogel. Dieser flog so weit, dass der Riese nicht sehen konnte, wo er herunterkam[1].

Beeindruckt von der Kraft des Schneiders lud der Riese ihn in seiner Höhle ein, wo er der König von zwölf Riesen sei. Auf dem Weg dorthin fand der Schneider ein Stück Käse und hob es auf. Bald darauf zerdrückte der Riese einen Felsen so fest, dass Wasser herauskam. Der Schneider tat so, als würde er auch einen Stein aufheben, zerdrückte aber den Käse so fest, dass Milch herauskam. Wieder war der Riese sehr beeindruckt[1].

In der Höhle erzählte der Riese seinen Gefährten von der Kraft des Schneiders. So nahmen sie ihn bei sich auf, doch meist, wenn sie tagsüber auf ihre Raubzüge gingen, sperrten sie ihn in der Höhle ein. Jede Nacht schliefen sie zwölf Stunden lang. Dieses Leben wurde dem Schneider schnell langweilig, und so suchte er nach einem Ausweg aus der Höhle. Er fand eine Tür zu einem langen, dunklen Gang, den er mehrere Stunden durchquerte, bis er endlich die Oberfläche erreichte und an eine Stadt kam. Als die Riesen nach Hause kamen, wunderten sie sich über die Abwesenheit des Schneiders, suchten aber nicht nach ihm. Er würde schon wieder kommen, wenn er Hunger hatte[1].

Der Schneider fand die Stadt in Trauer vor, und erfuhr, dass sie von den Riesen und von sieben Drachen bedroht würde. Den Drachen mussten die Stadtbewohner jeden Tag einen Menschen opfern. Das Los dafür sei für übermorgen auf die Prinzessin gefallen. Außerdem lebte in einem nahen Baum eine Schlange, die jeden verschlingt, der in die Nähe kommt. Der König habe die Prinzessin und das Königreich als Belohnung ausgesetzt für denjenigen, der all diese Monster töten könne.

Der Schneider ließ sich mit einem Schwert ausstatten, lehnte aber die Rüstung ab, da sie ihm zu schwer war. Zunächst ging er zur Riesenhöhle, da er genau wusste, wann diese schlafen, und hieb ihnen allen im Schlaf die Köpfe ab. Die Augen und Zungen schnitt er heraus und brachte sie dem König als Beweis für seinen Sieg. Am nächsten Tag ließ er ein großes Fass machen, das mit eisernen Stacheln gespickt war. In diesen ließ er sich unter den Baum der Schlange stellen. Als diese ihn roch, öffnete sie ihr Maul um das Fass und der Schneider stieß ihr das Schwert in den Hals. Vor Wut wand sie sich um das Fass und spießte sich dadurch an den Stacheln auf, wodurch sie verblutete. Der Schneider brachte nun den Kopf der Schlange dem König als Beweis[1].

Für den dritten Tag ließ er sich einen Panzerwagen machen, der nur eine kleine Öffnung hatte. Er ließ sich darin zur Drachenhöhle fahren. Sofort kam ein Drache heraus, zerfleischte die beiden Pferde und warf den Wagen um. Als der Kopf des Drachen nahe der Öffnung war, konnte der Schmied ihn durch die Öffnung mit seinem Schwert töten. Dann fiel ihm auf, dass auf seinem roten Band nun etwas neues geschrieben stand: "Gehe nur in die Höhle hinein, die übrigen sechs Drachen können dir nichts mehr anhaben, weil du den ersten davon erschlagen hast." Er ging also in die Höhle und tötete die sechs anderen Drachen, die wie gelähmt waren. Danach brachte er ihre Köpfe dem König und dieser gab ihm die Prinzessin zur Frau[1].

In der Hochzeitsnacht redete er im Schlaf von seinem Schneiderhandwerk, was die Prinzessin beunruhigte. Sie klagte am nächsten Tag dem König, er habe sie mit einem einfachen Schneider verheiratet und sie könne diese Schande niemals ertragen. Da er die Ehe nicht auflösen konnte, machte der König den Schneider zum Feldherren und stellte ihn in die erste Reihe, so dass er zu Beginn der Schlacht sterben würde. Doch der Schneider hatte davon erfahren und tat daher in der nächsten Nacht so, als würde er im Schlaf von Schlachten und Siegen sprechen. Nun war sie beunruhigt, dass er die Schlacht überleben würde, und wieder klagte sie ihr Leid dem Vater. Dieser war aber erfreut über den guten Feldherren. Um seine Tochter zu beruhigen, gab er dem Schneider das schlechteste Pferd und die schlechteste Rüstung[1].

Am nächsten Tag stand auf dem Seidenband "Du wirst Sieger seyn!", und so zog der Schneider guten Mutes in die Schlacht gegen die heidnischen Feinde des Königs. Da sein Pferd aber schnell müde wurde, blieb er häufig hinter dem Heer zurück. Einmal fiel das Pferd zu Boden und riss dabei ein Kreuz vom Wegesrand zu Boden. Dieses fiel auf den Schneider und er hielt es fest. Als die Heiden das Kreuz aber sahen, flohen sie voller Furcht vor dem Schneider, da sie ihn für Jesus Christus hielten. Nach diesem großen Sieg akzeptierte auch die Prinzessin ihn als ihren Ehemann und sie lebten fortan glücklich zusammen[1].

Ähnliche Märchen[]

Das Märchen ist eine Variante des bekannten Märchens Das tapfere Schneiderlein. Ähnliche Märchen sind auch Herr Lazarus und die Draken, Der Bartlose und der Drakos, Der Rom und der Drache oder Der Getäuschte Drache.

Das Motiv der geopferten Prinzessin kommt in vielen Märchen vor und basiert auf der Georgssage. Während der Schneider jedoch die Zungen, Augen und Köpfe der Monster nur dem König bringen muss, um sich als Drachentöter zu beweisen, müssen die Helden vieler anderer Märchen mit diesem Motiv die Zungen nutzen, um sich gegen einen Hochstapler durchzusetzen, der sich mit den Drachenköpfen als Drachentöter ausgibt.

Die Idee, dass der Held von niedrigem Stand nach seiner Hochzeit mit der Prinzessin von den Adeligen nicht anerkannt wird, erinnert an Wie der arme Schäfer des Kaisers Tochter gewonnen hat.

Die Stachelrüstung, mit der der Held die Schlange bekämpft, erinnert an Drachensagen wie vom Lambton Worm oder dem Nunnington Worm in England oder dem Drachen von Zeneggen in der Schweiz. Die älteste bekannte Variante ist der altgriechische Drache von Thespeia.

Nahe verwandt damit ist das Motiv des gepanzerten Wagens, in dem der Schneider sich im Kampf gegen die Lindwürmer versteckt. Es erinnert an die mit Stacheln bewehrten Streitwägen, die z.B. Esfandiyār im Schāhnāme und İskender im İskendernāme verwenden.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 14. Der Schneider und die Riesen in Franz Xaver Schönwerth (1857), Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen, Band 2, Rieger