
Das Wappen der Grafen von Lynar
Der Schlangenkönig zu Lübbenau und das Wappen der Grafen von Lynar ist eine Sage der Niederlausitz
Sage[]
In den Seitenflüssen der Spree gibt es viele ungefährliche Schlangen, und vor langer Zeit sollen dort auch geflügelte Schlangen gelebt haben. Außerdem gab es jedem Haus eine Hausschlange bzw. ein Schlangenpärchen, die nur zu sehen sind, wenn der Hausherr oder die Dame des Hauses gestorben sind. Denn dann stirbt auch das Pärchen der Hausschlangen und ein neues kommt nach. Über all diese Schlangen herrschte der Schlangenkönig, der auf seinem Kopf zwei Haken hatte, die eine elfenbeinerne Krone festhalten, die mit Diamanten besetzt war[1][2].
Das Adelsgeschlecht Lynar, welches seit dem 17. Jahrhundert die Standesherrschaft Lübbenau besitzt, war einst aus der Toskana in die Lausitz gekommen waren. Als der erste Graf Lynar in die Niederlausitz kam, erfuhr er von dem Schlangenkönig und begehrte dessen Krone. Er fand heraus, dass der Schlangenkönig, wenn er mit seinen Kameraden auf der Wiese spielt, die Krone ablegt, bevorzugt auf einen weißen und sauberen Untergrund. So breitete der Graf eines Tages im Mai ein weißes Tuch auf der Wiese aus und versteckte sich mit seinem Pferd im Gebüsch[1][2].
Bald kam der Schlangenkönig mit seinem Gefolge, legte seine Krone auf das Tuch und begann mit den anderen Schlangen zu spielen. Kaum hatten sich die Schlangen vom Tuch entfernt, nahm der Graf das Tuch an allen vier Spitzen und ritt schnell davon. Schon hörte er ein lautes Pfeifen hinter sich und sah, dass er von allen Schlangen verfolgt wurde. Sie hatten ihn fast eingeholt, als er an eine große Mauer kam. Voller Angst gab er seinem Pferd die Sporen und dieses sprang mit letzter Kraft über die Mauer hinweg, bevor es auf der anderen Seite zusammenbrach. Der Graf aber war gerettet, da die Schlangen die Mauer nicht überwinden konnten. Er verkaufte die Krone und kaufte von dem Geld die Herrschaft Lübbenau. Die gekrönte Schlange und die Mauer nahm er in sein Wappen auf[1][2].
Den Schlangenkönig hat man seither kaum noch gesehen, und allgemein wurden die Schlangen immer seltener. Im 18. Jahrhundert soll ein Fischer an der Stelle, an der die Krone einst gestohlen wurde, eine große Schlange mit etwas weißen auf dem Kopf aus dem Wasser gezogen. Als er die Schlange, wie er es immer tat, erschlug, pfiff diese Laut und sofort war der ganze Graben voller Schlangen. Panisch lief der Fischer davon und die Schlangen verfolgten ihn, doch als er seine Jacke auszog und von sich warf, stürzten sie sich darauf und er konnte entkommen. Einige Tage später fand man die Jacke komplett zernagt vor, und der Fischer nahm die Warnung ernst und tötete nie mehr eine Schlange[1][2].
Hintergrund[]
Der Schlangenkönig, der eine Krone auf den Kopf trägt und diese zum Baden oder Schwimmen ablegt, ist ein häufiges Sagenmotiv. Ein ähnliches Verhalten zeigen auch die Vouivre und die Krönleinschlange.
Das Motiv der Verfolgungsjagd, bei der der Reiter von vielen Schangen angegriffen wird und über etwas hinwegspringen muss, um sich zu retten, kommt auch in der Sage der Schlangenkönigin von Klingewalde vor. Ähnlich ist auch die dänische Sage vom Riesen Givmanden, der durch sieben Gemeinden fliehen muss, um sich vor einem Drachen zu retten.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 82. Der Schlangenkönig von Lübbenau in Karl Haupt (1862), Sagenbuch der Lausitz, Band 1, Engelmann, S. 75-77
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 346. Der Schlangenkönig zu Lübbenau und das Wappen der Grafen von Lynar in Johann Georg Theodor Grässe (1868), Sagenbuch des Preußischen Staates, Band 2, Flämming, S. 396-398