
Der Schlangenkönig, Illustration von Willy Pogany, 1910
Der Schäfer und der Drache (cz.: O bačovi a šarkanu) ist ein slawisches Märchen.
Handlung[]
An einem Herbsttag, als er seine Schafe hütete, wünschte sich ein Schäfer, dass etwas passieren würde, um seine Langeweile zu unterbrechen. Da sah er viele Schlangen zu einem großen Felsen auf der Wiese kriechen. Jede der Schlangen trug eine Wurzel im Maul, und als sie damit den Felsen berührten, öffnete sich darunter ein Loch im Boden und die Schlangen krochen hinein. Aus Neugier folgte der Schäfer den Tieren in eine Höhle, deren Wände mit glänzenden Edelsteinen bedeckt waren. In der Mitte der Höhle stand ein goldener Thron, auf dem eine riesige Schlange lag. Als diese ihre Augen schloss, schliefen auch all die kleinen Schlangen ein.
Der Schäfer sah sich in der Grotte um und wünschte, ein paar der Edelsteine mitnehmen zu knnen, doch sie waren fest mit den Wänden verbunden. Er beschloss, nach Hause zu gehen bevor die Schlangen erwachten, doch der Eingang war inzwischen verschlossen. So legte er sich ebenfalls schlafen und erwachte erst, als die Schlangen sich wieder bewegten. Die große Schlange führte die anderen zum Ausgang. Als der Schäfer ebenfalls hinausgehen wollte, stellte die große Schlange sich ihm in den Weg.
Er bat den Schlangenkönig, ihn durchzulassen, doch dieser antwortete ihm, dass er bleiben müsse, da er die Höhle uneingeladen betreten hatte. Doch der Schäfer bettelte um seine Freiheit und entschuldigte sich, so dass die Schlange beschloss, ihn dieses mal gehen zu lassen, wenn er versprach, niemandem von der Höhle zu erzählen. Dies versprach der Schäfer drei Mal, bevor er hinausgelassen wurde.
Draußen stellte er fest, dass es inzwischen Frühling geworden war. So eilte er nach Hause und sah, dass seine Frau gerade einem Fremden die Tür geöffnet hatte, der sich nach dem Schäfer erkundigte. Der Schäfer belauschte das Geräusch, und die Frau erzählte dem Fremden, dass ihr Mann seit letztem Herbst nicht mehr heimgekehrt war und sie fürchtet, dass er von Wölfen gefressen wurde. Da kam der Schäfer aus seinem Versteck und die Frau fragte ihn, wo er gewesen war und warum er sie allein gelassen hatte. Der Fremde bot ihm sogar ein Goldstück an, wenn er die Wahrheit sagte. Entsprechend seinem Versprechen behauptete der Schäfer aber, er hätte bei den Schafen geschlafen.

Der Schäfer auf dem Rücken des Drachen, Illustration von Willy Pogany, 1910
Dies glaubte ihm der Fremde nicht und konnte den Schäfer schließlich dazu bringen, die Existenz der Höhle preiszugeben. Der Fremde, der ein verkleideter Magier war, zwang ihn, ihm die Höhle zu zeigen. Sie fanden eine der seltsamen Wurzeln und betraten die Höhle. Da freute sich der Zauberer über den Reichtum und versprach, diesen mit dem Schäfer zu teilen. Doch da wurden sie vom Schlangenkönig unterbrochen, der in Gestalt eines grünen Drachen auf den Schäfer losging.
Da gab der Zauberer ihm ein Seil, das er um den Hals des Drachen warf. Doch der Drache flog in die Luft und zog den Schäfer mit sich. So flogen sie über Berge und Meere und sogar über eine Wüste, bis sie über einer mit Flüssen durchzogenen Ebene waren. Hier flog der Drache so hoch, dass der Schäfer nicht mehr atmen konnte. Da hörte der Schäfer über sich den Gesang einer Lerche und bat diese, zu Gott zu fliegen und ihn zu bitten, dem Schäfer zu helfen.
Die Lärche kehrte mit einem grünen Blatt von einem Baum aus dem Paradies zurück und ließ dieses auf den Kopf des Drachen fallen, der zu Boden fiel und wieder zu einer Schlange wurde. Als der Schäfer wieder zu Bewusstsein kam lag er wieder auf seiner Bergweide und die Bäume hatten noch immer ihre herbstliche Farbe. Glücklich kehrte er zu seiner Frau zurück, mit der er ein langes und glückliches Leben lebte, und wünschte sich nie wieder, dass etwas spannendes passieren würde.
Ähnliche Märchen[]
Das Märchen wurde erstmals 1857 von der tschechischen Schriftstellerin Božena Němcová in ihrer Sammlung slowakischer Märchen schriftlich veröffentlicht[1]. Auf Deutsch übersetzte es im gleichen Jahr der böhmische Schriftstellers Josef Wenzig, der als Quelle Němcová angibt[2]. Eine englische Übersetzung erschien 1910 in Lilian Gasks "Folk Tales from Many Lands", Gask gibt jedoch an, dass es sich um ein serbisches Märchen handelt[3].
Ein sehr ähnliches Märchen aus Böhmen ist Der Hirt und die Zwerge. Auch dieser Hirte beobachtet eine Gruppe Schlangen, die mithilfe einer Pflanze einen geheimen Eingang im Fels öffnen und folgt ihnen. Ebenso trifft er im inneren auf die schlafenden Schlangen und deren König, einen Drachen, in einem edelsteinverzierten Raum, bevor er auf dem Rücken des Drachen ins Freie fliegt nachdem er die Schlangen geweckt hat.
Eine weitere Geschichte, in der ein Drache sein Opfer in die Luft trägt und dazu gebracht werden kann, es über Wasser fallen zu lassen, ist eine Drachensage aus Osnabrück. Hier vermeidet der gefangene Bauer dies jedoch, um nicht ins Wasser zu fallen und zu sterben.
Quelle[]
- ↑ O bačovi a šarkanu in Božena Němcová (1857), Slovenské pohádky a pověsti, Schalek
- ↑ Vom Schafhirten und dem Drachen in Joseph Wenzig (1857), Westslawischer Märchenschatz, Lorck, S. 41-42, 116-122
- ↑ The Shepherd and the Dragon in Lilian Gask (1910), Folk Tales from many Lands, Thomas Y. Crowell Company