
Illustration von 1886
Der Drache nach dem Winterschlaf (zh.: 蛰龙 / 蟄龍, Zhélóng) ist eine Kurzgeschichte von Pu Songling. Sie erschien 1740 in seiner Sammlung Liaozhai Zhiyi.
Handlung[]
Die Geschichte erzählt von Qu aus Wuling, der an einem verregneten Tag im oberen Stockwerk seines Hauses las. Plötzlich sah er eine winzige Kreatur, die wie ein Glühwürmchen leuchtete und auf seinen Tisch krabbelte. Wohin sie ging hinterließ sie schwarze Brandspuren, gekrümmt wie die Spuren eines Regenwurmes. Schließlich kroch sie auf sein Buch und schwärzte auch dieses. Der Gelehrte vermutete, dass es sich um einen Drachen handeln müsse, und trug das Buch vor die Tür hinaus, doch die Kreatur regte sich nicht[1].
Er beschloss, dem Drachen seine Ehrerbietung zu zeigen, trug das Buch zurück auf den Tisch und zog sich sein Festtagsgewand an. So gekleidet verbeugte er sich vor dem Drachen und geleitete ihn hinaus. Kaum vor der Tür, streckte sich der Drache und flog auf. Im Flug wurde er größer, sein Kopf war schon so groß wie ein Faß und sein Körper ein Klafter lang. Mit einer Windung des Körpers ließ er den Donner krachen und flog in den Himmel[1].
Zurück im Haus verfolgte der Gelehrte die Brandspur des Drachen und fand dessen Winterlager in seiner Bücherkiste[1].
Hintergrund[]
Ursprünglich wurde die Geschichte 1740 in Pu Songlings Sammlung Liaozhai Zhiyi veröffentlicht[2]. Bei dem Protagonisten Qu soll es sich um Qu Qianqiao, einen Komissar aus Shandong, der 1577 seine Jìnshì-Prüfung abgelegt hatte[3].
Die Geschichte wurde 1914 durch den Sinologen Richard Wilhelm erstmals auf Deutsch übersetzt und in seiner Sammlung chinesischer Volksmärchen veröffentlicht. Wilhelm gibt an, dass der Drache in der chinesischen Mythologie einen Winterschlaf hält, wobei er sehr klein wird. Beim ersten Frühlingsgewitter verlässt er dann sein Winterquartier. Dies zeigt die Verbindung des Drachen zu Wetterphänomenen[4].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 51. Der Drache nach dem Winterschlaf in Richard Wilhelm (1914), Chinesische Volksmärchen, Diederich, S. 140-141
- ↑ Pu Songling (1740), 聊齋志異 (Liaozhai Zhiyi)
- ↑ John Minford (2006), Strange Tales from a Chinese Studio, Penguin Books, ISBN 9780140447408
- ↑ Anmerkungen: Natur- und Tiergeister in Richard Wilhelm (1914), Chinesische Volksmärchen, Diederich, S. 140-141