Unter dem Titel Der Drache bei Deutschmetz sammelte der österreichische Volkskundler Ignaz Vinzenz Zingerle zwei Drachensagen aus Mezzocorona (dt.: Deutschmetz) in Südtirol.
Der Basilisk[]
Auf den Felsen oberhalb Castel San Gottardo soll einst ein Basilisk gehaust haben. Dieser hatte einen Kamm auf dem Kopf, feurige Augen, Flügel wie eine Fledermaus und zwei Schwänze. Er flog schneller als ein Vogel und leuchtete dabei wie Glut, so dass er an einen Kometen erinnerte. Das Leuchten stammte von seinem Gift, das den ganzen Körper erfüllte. Nur ein Tropfen davon konnte, wenn er zu Boden fiel, ein Feuer auslösen, das nicht gelöscht werden konnte. So löste der Basilisk einmal einen Brand aus, der den gesamten Wald oberhalb der Burg so sehr verbrannte, dass noch immer nur kleine Pflanzen an jenem Ort wachsen. Auch der Atem des Basilisken war feurig und ließ jeden erstarren, den das Tier anblies[1].
Eines Tages kam ein Ritter des Grafen Firmian nach Deutschmetz und hörte dort von dem Elend, das der Basilisk verbreitete. Er kleidete sich in eine Eisenrüstung und reiste mit seiner Lanze, einem Eimer Milch und einem Spiegel zur Höhle des Basilisken. Dort stellte er den Spiegel und den Eimer vor dem Höhleneingang auf und erwartete das Untier. Als dieses die Milch roch, kam es heraus und begann zu trinken. Doch als es sein Spiegelbild sah, griff es dieses an. So abgelenkt fiel es dem Ritter leicht, seine Lanze auf den Basilisken zu werfen und ihn so zu töten[1].
Der Ritter wartete lange, um sicherzugehen, dass der Basilisk tot war. Dann nahm er seine Lanze und ritt zurück aufs Land, wo die Menschen ihn voll Freude begrüßten. Doch dann fiel ein Tropfen Gift von der Lanze auf seine Hand und drang in die Rüstung ein, woraufhin der Ritter bei lebendigem Leibe verbrannte. An der Fassade der Kirche soll noch heute ein Bild von ihm zu sehen sein[1].
Ähnliche Sagen[]
Die Sage vereint zwei Motive der Ablenkung des Drachen, die in anderen Sagen üblicherweise einzeln auftreten. Der Spiegel kommt z.B. in Der Drache und der Spiegelritter, The Serpent of East Horndon, Die Ritter vom Fisch oder Der Drache im Keller vor und wird oft mit dem tödlichen Blick des Basilisken assoziiert. Dass der Drache mit Milch geködert wird, erinnert an die Sage des Drachen bei Leifers, nicht weit von Mezzocorona entfernt, aber auch an den britischen Bisterne Dragon.
Dass der Drachentöter nach seinem Erfolg selbst an einem Tropfen Gift stirbt, der an seiner Lanze klebt, ist ein häufiges Motiv in Basiliskensagen und geht auf Plinius den Älteren und dessen Beschreibung des Basilisken zurück.
Der Drache[]

Statue von Gotthard und dem Drachen in der Chiesa di Santa Maria Assunta in Mezzocorona
Die andere Sage erzählt von einem Drachen, der in einer Höhle über der Burg lebte. Dieser stahl Pferde, Ochsen und Menschen, die er und seine zwei Jungen fraßen. Selbst Ritter waren nicht sicher, da er ihnen das Blut aus der Rüstung saugte[1].
Eines Tages kam der heilige Gotthard in die Gegend und trug ein großes, eisernes Kreuz bei sich, das wie das Schwert eines Riesen aussah. Als er von dem Drachen hörte, betete er drei Tage und drei Nächte, bevor er zu der Höhle hinaufstieg. Der Drache wollte ihn angreifen, doch er hielt sich das Kreuz vor, und das Untier blieb wie gelähmt stehen. Obwohl die Haut des Drachen sonst fest wie Stahl war, konnte er ihm das untere Ende des Kreuzes ohne Widerstand ins Herz stechen[1].
Aus Dankbarkeit weihten die Menschen die Einsiedelei, die in der Burgruine später etabliert wurde, dem heiligen Gotthard[1].
Hintergrund[]
2004 wurden in der Höhle über der Burg fossile Fußspuren von Archosauriern gefunden, darunter einige Dinosaurier[2].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Ignaz Vinzenz Zingerle (1891), Sagen aus Tirol, S. 185 - 187, urn:nbn:at:at-ubi:2-12418
- ↑ Simone D’Orazi Porchetti, Umberto Nicosia, Paolo Mietto, Fabio Massimo Petti (2008), Atreipus-like footprints and their co-occurrence with Evazoum from the upper Carnian (Tuvalian) of Trentino-Alto Adige, Studi Trentini di Scienze Naturali, Acta Geol. 83, S. 277-287