
Illustration von Warwick Goble (1911)
Der Drache (nap.: Lo dragone, itl: Il dragone) ist ein neapolitanisches Märchen, das in Giambattista Basiles Märchensammlung Pentameron vorkommt.
Handlung[]
Einst raubte eine Zauberin einem grausamen König sein Reich. Aus Rache beschloss er, jeder Frau Ehre und Leben zu rauben. Sein neustes Opfer ist Porziella, doch gerade als er sie töten will wirft ihm eine vogelgestaltige Fee eine Wurzel auf den Arm. Zuvor war die Fee von Porziella vor einem Satyr gerettet worden. Der König beschließt, Porziella lieber einzusperren[1][2].
Im Auftrag der Fee macht Porziella ein Loch in den Boden ihrer Zelle. Die Fee nutzt dieses Loch, um sie mit Nahrung zu versorgen. In der Zelle gebiert Porziella einen Sohn namens Miuccio, der später des Königs Gunst als Page erlangt. Dies jedoch zieht die Eifersucht der Königin auf ihn[1].
Die Königin redet dem König ein, von Miuccio zu verlangen, drei Schlösser in die Luft bauen. Mithilfe der Fee gelingt Miuccio diese erste Aufgabe. Er baut drei Schlösser aus Pappe und lässt sie von drei Greifen heben, die die Fee beschworen hat[1].
Die Königin jedoch, wütend dass er es geschafft hat, erdenkt eine zweite Aufgabe: Miuccio solle die Zauberin blenden, um so das Reich des Königs zurückzuerlangen[1].
Um ihm zu helfen fliegt die Fee in den Wald und ruft einen großen Vogelschwarm zusammen. Sie bietet dem Vogel, der die Augen der Zauberin auskratzt, Schutz vor Raubvögeln und menschlichen Waffen. Daraufhin meldet eine Schwalbe sich freiwillig, die selbst nahe der Zauberin wohnt und sich von deren Magie gestört fühlt. Es gelingt ihr, die Zauberin zu blenden, woraufhin diese die Statt verlässt und ihren Kopf gegen eine Höhlenwand schlägt bis sie stirbt[1][2].
Mit dem Tod der Zauberin kann der König sein Reich zurückerlangen. Als Miuccio ankommt, fleht er, keine weiteren Aufgaben mehr lösen zu müssen. Der König stimmt erst zu, wird aber von der wütenden Königin umgestimmt. Als dritte Aufgabe soll Miuccio einen Drachen töten, der gleichzeitig mit der Königin geboren wurde und ihr Bruder sein könnte[1].
Das Schicksal der Königin war mit dem des Drachen verwoben, und der Tod des einen bedeutete den Tod des anderen. Deshalb müsse man die Königin danach mit dem Blut des Drachen einreiben, um sie wiederzubeleben[1].
Für diese Aufgabe bringt die Fee dem Jungen ein Kraut, das den Drachen einschläfern könne. Er nimmt ein Messer und gibt dem Drachen das Kraut. Dann ersticht er den Drachen, woraufhin die Königin ein Stechen im Herz fühlt und stirbt. Im Sterben teilt sie dem König mit, dass Miuccio erfolgreich war. Der König wirft ihr vor, für ihren eigenen Untergang verantwortlich zu sein. Sie sagt, sie habe den Jungen unterschätzt und bittet den König, ihren Körper vor dem Begräbnis mit dem Blut des Drachen einzureiben[1].
Miuccio wird angewiesen, das Blut zu bringen, aber die Fee hält ihn auf. Sie teilt ihm mit, dass das Blut die Königin wiederbeleben würde und dass sie hinter den Aufgaben war. Der König hört dies und offenbart, dass Miuccio sein eigener Sohn sei und seine Mutter Porziella noch immer im Verließ am Leben sei[1].
Er bietet der Fee für ihre Hilfe sein Königreich und sein Leben, doch sie verwandelt sich in eine wunderschöne Frau und verlangt nur Miuccio als Ehemann. Dies wird ihr gewährt, während der König Porziella zu seiner neuen Frau nimmt[1].
Ähnliche Märchen[]
Die Brüder Grimm vergleichen das Märchen mit der Sage von Sigurd. Wie Miuccio ist auch dieser adelig, erfährt dies jedoch erst nachdem er lange als Diener gelebt hat. Auch Sigurd erhält wichtigen Rat von Vögeln, in seinem Fall nachdem er vom Drachenblut gekostet hat. Und auch Sigurd wird von seinem Antagonisten (Regin) gebeten, den Drachen Fafnir zu töten, der in Wahrheit der Bruder des Antagonisten ist[3]
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 Der Drache in Giambattista Basile (1634-1636), Lo cunto de li cunti
- ↑ 2,0 2,1 Nancy L. Canepa (2007), 5. The Dragon in Giambattista Basile's The Tale of Tales, Or, Entertainment for Little Ones, Wayne State University Press, ISBN 0814328660
- ↑ Jacob und Wilhelm Grimm (1812 - 1858), Kinder und Hausmärchen, Reclam (2001), ISBN 978-3150300244