Der Bartlose und der Drakos ist ein griechisches Märchen. Es wurde 1918 von Johann Georg von Hahn in seiner Sammlung griechischer und albanischer Märchen veröffentlicht[1].
Handlung[]
Die Geschichte erzählt von einem bartlosen Mann und dessen schwangerer Frau. Die Frau verlangte nach frischem Käse, und der Mann ging los, um ihr welchen zu bringen. Dabei traf er einen Schäfer, der jedoch keinen Käse bieten kann, da immer wenn er melkt ein Drakos kommt und die Milch wegtrinkt. Der Bartlose verspricht, dem Schäfer zu helfen. Er müsse ihn nur rufen, wenn er die Schafe gemolken hat und Käse machen wolle. Der Schäfer versprach ihm jede Woche Milch und Käse, wenn ihm das gelingen würde[1].
So rief der Schäfer am nächsten Tag den Bartlosen, und dieser kam und schloss die Tür der Schäferhütte. Er zog eiserne Schuhe mit großen Nägeln an, streute glühende Asche auf dem Boden aus und nahm ein Stück Käse in die Hand. Als der Drakos nun wie gewohnt durch ein Loch in die Hütte kam, sprach der Bartlose ihn an: "He, was bist du für ein Kerl?" und jener antwortete: "Ich bin der Drakos." Da lachte der Bartlose und sprach: "Ei was, Drakos, in meinen Augen bist du nur eine Mücke." Doch der Drakos sah sich weiter nach dem frischen Käse um[1].
Da schrie der Bartlose ihn an, wenn er nicht verschwinden würde, würde er ihn fressen, so wahr aus dem Stein in seiner Hand Wasser fließt und er aus dem Boden Feuer stampfen kann. Er zerdrückte den Käse und Wasser tropfte zu Boden, und als er auf die glühende Asche stampfte, sah der Drakos das Feuer am Boden und bekam es mit der Angst zu tun. Er bot dem Bartlosen an, Frieden zu schließen und Brüder zu werden. Dieser stimmte zu, wenn der Drakos den Schäfer in Ruhe lassen würde, und so zogen sie zusammen in die Welt[1].
An einem Wald angekommen, schlug der Drakos vor, auf die Jagd zu gehen. Er wollte wetten, wer das meiste Wild fangen kann, und beide gingen in verschiedene Richtungen. Nach kurzer Strecke wurde der Bartlose von einem Eber angegriffen und versteckte sich auf einem Baum. Der Eber rannte mit Wucht gegen den Baum und verletze sich dabei so sehr, dass er starb und mit den Hauern im Baum stecken blieb. Der Bartlose rief sofort nach dem Drakos und prahlte mit seinem Fang und befahl dem Drakos, ihn nach Hause zu tragen und dort auszuweiden. Tatsächlich war er nämlich selbst zu schwach, um den Kadaver zu tragen[1].
Unterwegs hatte der Drakos Zweifel, ob der Bartlose tatsächlich so stark sei, wie er tat. Darum brachte er schnell das Schwein nach Hause und forderte den Mann dann zum Ringen auf. Der Bartlose verlange, dass sie bei dem Ringkampf viele Zuschauer haben müssten. Als sie miteinander rangen, stieß der Drakos den Mann mühelos zu Boden und fragte ihn, wo seine Stärke nun sei. Doch der Bartlose redete sich darauf hinaus, nur ausgerutscht zu sein. Doch zwei weitere Male konnte der Drakos den Mann mühelos zu Boden werfen, und beim dritten Mal setzte er sich auf die Brust des Bartlosen dass diesem die Augen hervortraten, und verhöhnte ihn wieder, wo seine Stärke sei. Doch der Mann versetzte: "Ich rolle meine Augen, weil ich darüber nachdenke, wie ich dich nun in die Lüfte werfen soll, nach Sonnenaufgang, oder nach Sonnenuntergang, denn in meinen Augen bist du doch nur eine Mücke." Erschrocken gab der Drakos ihn frei und erklärte sich für besiegt, solange der Bartlose ihn nur nicht in die Luft schleudern würde[1].
Zuhause berichtete der Drakos seiner Mutter, dass er einen Mann getroffen hatte, der stärker war als er selbst, und mit ihm Brüderschaft gemacht hat. Nachdem er alles erzählt hatte, beschloss die Mutter, dass ein solch starker Mann aus dem Weg geschafft werden müsse, damit er ihnen nichts antun kann[1].
Tag darauf lud der Drakos den Mann zu sich ein, wo seine Mutter den Eber braten würde. Sie aßen und tranken, doch als ihm ein Bett angeboten wurde, bestand der Bartlose darauf, im Freien zu schlafen wie er es gewohnt sei. Nach einer Weile, als alle schliefen, stand er auf und legte einen Sack Stroh auf seinen alten Schlafplatz. Als nach Mitternacht der Drakos aufstand, nahm er ein Messer und durchbohrte den Sack, den er für den Bartlosen hielt. Dann berichtete er seiner Mutter davon[1].
Am nächsten Morgen ging der Bartlose ins Haus und fand den Drakos schlafend vor. Er weckte ihn und der Drakos erschrak und rief: "Was? Du lebst noch? Habe ich dich denn nicht heute Nacht durch und durch gestochen?" Doch der Mann lachte nur und prahlte, dass er gefärbt und somit unverwundbar sei und geglaubt hatte, ein Floh hatte ihn gebissen. Der Drakos bat ihn, ihn auch zu färben. Der Bartlose verlangte dafür ein großes Fass und einen Waschkessel mit kochendem Wasser. In diesem würde er die nötigen Kräuter für die Farbe kochen. Der Drakos besorgte alles und der Bartlose bereitete die Farbe zu. Der Drakos solle sich ins Fass setzen und der Bartlose und die Mutter übergossen ihn mit der kochenden Farbe und verschlossen das Fass. Dann machte der Bartlose sich aus dem Staub[1].
Die Mutter wartete aber, dass der Mann zurückkehren und ihren Sohn aus dem Fass holen würde. Als er abends noch immer nicht zurück war, öffnete sie selbst das Fass und fand den Drakos in viele Teile zerteilt wieder. Der Bartlose jedoch ging zum Schäfer und erzählte vom Tod des Drakos. Zum Dank erhielt er das schönste Lamm aus der Herde. Auf dem Heimweg begegnete ihm eine Füchsin und stahl ihm das Lamm. Er traute sich nicht, ihr in ihre Höhle zu folgen. So hängte er zwei Kürbisse vor die Höhle, so dass der Wind durchbließ und laute Geräusche machte. Diese hielt die Füchsin für das laute Schnauben des wütenden Mannes und traute sich drei Tage nicht hinaus. Am vierten Tag aber überkam sie der Durst und sie verließ die Höhle, wo die die Kürbisse erblickte. Vor Wut wollte sie diese ins Meer werfen, verlor dabei aber das Gleichgewicht und fiel selbst hinein[1].
Varianten[]
Die von Hahn veröffentlichte Variante stammt nach seinen Angaben aus "Ziza" (bei Ioannina). Er berichtet auch von einer Variante von der Insel Tinos, in der der Bartlose selbst der Schäfer ist und den Drakos herausfordert, sich mit ihm im Steinwurf und Ringen zu messen. Als der Drakos einen schweren Stein 40 Klafter weit werfen kann, wirf er selbst ein Rebhuhn, das sofort wegflog. Dann zerdrückte der Drakos einen Stein, und der Schäfer zerdrückte einen Käse, den der Drakos für einen Stein hielt, bis Wasser daraus hervorkam. Erst dann wollte der Schäfer mit dem Drakos ringen, was dieser, inzwischen überzeugt von der Stärke des Mannes, ablehnte. Beide machen Frieden und werden Freunde[2].
Im weiteren Verlauf gleicht das Märchen Herr Lazarus und die Draken, der Mann überlistet den Drakos beim Wasser- und Holzholen. Nachdem der Drakos versucht hat, den Schäfer zu töten, offenbarte dieser ihm, dass er unverwundbar gefärbt worden war. Sein Vater habe ihn in einem Loch, das so tief war, dass man nicht hinausspringen kann, gesteckt und mit Farbe betropft, bis er so stark war, dass er herausspringen konnte[2].
Ähnliche Geschichten[]
Das Märchen gleicht anderen Geschichten, in denen ein listiger Mann eine Kreatur überzeugt, stärker als diese zu sein. In griechischen Märchen wie dem bereits erwähnten "Herr Lazarus und die Draken" ist dies meist ein Drakos, während es in der deutschen Version Das tapfere Schneiderlein bzw. Der Schneider und die Riesen Riesen und in den rumänischen (Der Rom und der Drache, Der Getäuschte Drache, Stan Bolovan) und irischen (The Weaver of Dunleek) Versionen Drachen sind. In der Variante aus Tinos sind sogar die Disziplinen die gleichen wie in der deutschen Version. Ähnlich ist auch die Sage des starken Hans von Wetzel, in der der Teufel einen kirchgroßen Felsen so hoch wirft, dass er erst am Abend zur Erde fällt, während Hans' dreimal so großer Fels garnicht mehr herunterfällt, da er auf dem Mond gelandet war[2].
Eine weitere Parallele zum tapferen Schneiderlein findet sich in der Art, wie der Bartlose den Eber fängt. Beim Schneiderlein handelt es sich stattdessen um ein Einhorn[2].
Die Endszene mit der Füchsin erinnert ebenfalls an "Herr Lazarus und die Draken".
Quellen[]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 Der Bartlose und der Drakos in Johann Georg von Hahn (1864), Griechische und Albanesische Märchen, Georg Müller (1918)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Anmerkungen: Der Bartlose und der Drakos in Johann Georg von Hahn (1864), Griechische und Albanesische Märchen, Georg Müller (1918)