Drachen Wiki
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Zeichnung (1917-1919) der Synagogendekoration in Mahiljou, Belarus (1740)

Der Lindwurm von Worms ist ein Drache aus einer der Wundergeschichten, die 1670 von Juspa Schammes in seinem Buch Maase Nissim gesammelt wurden.

Sage[]

Vor langer Zeit, als das Christentum noch nicht nach Worms gekommen war, flog ein "lint wurm" aus der Wüste nach Worms. Dort zerstörte er Häuser, fraß Menschen und Vieh und verdarb alles was er berührte. Der Wurm hatte zwei Beine und einen riesigen, schlangenartigen Körper, aber dicker und größer als jede Schlange. Seine feurigen Augen und riesigen Zähne versetzten jeden in Angst und Schrecken, und Pfeile waren wirkungslos. Feuerwaffen waren zu dieser Zeit noch nicht bekann<t[1][2].

Um den Wurm zu besänftigen mussten die Bewohner jeden Tag einen Menschen über die Stadtmauer werfen, damit er für den Rest des Tages keinen Schaden mehr anrichtet. Deshalb veranstaltete man eine Lotterie mit den Namen aller Bewohner, um das Opfer auszulosen. Der Schmied der Stadt fertigte sich, für den Fall dass das Los auf ihn fallen sollte, eine mit Klingen besetzte Rüstung. Als das Los aber auf die Königin der Stadt fiel, bot der Schmied an, sich an ihrer statt zu opfern. Sollte es ihm aber gelingen, den Wurm zu töten, müsse sie ihn zum König krönen. Es gelang dem Schmied, den Drachen zu töten, und so wurde er zum König ernannt und der Schlüssel zum Wappen der Stadt gemacht, als Symbol für seinen Beruf[1][2].

Hintergrund[]

Stadtwappen Worms

Das Stadtwappen von Worms

Die Sage basiert vermutlich auf dem Siegel der Bischöfe von Worms, das einen Lindwurm zeigte[3]. Dessen Ursprung ist vermutlich die Sage um den Drachentöter Siegfried, der den Drachen Fafnir erlegt hatte[4].

Eine Illustration des Drachen vor der Stadt Worms (yid.: ווירמש, virms) ist in der Synagoge in Mahiljou, Belarus zu sehen. Diese wurde um 1740 vom Künstler Chaim ben Isaak Segal erstellt[4]. Auf der gegenüberliegenden Seite des Synagogendaches befindet sich eine Abbildung von Jerusalem. Hierbei handelt es sich um eine Anspielung auf eine Sage über einige Rabbis, die sich nach langem Exil weigerten, nach Jerusalem zurückzukehren, da es ihnen in Worms, das sie als ein minderes Jerusalem bezeichneten, gut genug ginge. Die Judenverfolgung in Worms soll die Strafe dafür gewesen sein[5]. Bei Segal symbolisiert der Drache die göttliche Strafe gegenüber den Wormser Juden[4].

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Juspa Schammes (1670), Maase Nissim
  2. 2,0 2,1 Der rettende Panzer in Oskar Ebermann (1930), Sagen der Technik, Hegel & Schade
  3. Rachel Wischnitzer (1964), The Architecture of the European Synagogue, The Jewish Publication Society of America, ASIN B000V2IRN4
  4. 4,0 4,1 4,2 Ilia Rodov (2005), Dragons: A Symbol of Evil in Synagogue Decoration?, Ars Judaica, 1 (2005)
  5. Rachel Wischnitzer (1959), The Wise Men of Worms, Reconstructionist 25 (9)
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