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Messingdrache

Dragonkin identifizieren sich selbst als Drachen

Als Dragonkin (en. für Drachen-Verwandte, selten auch Drachkin) bezeichnen sich Personen, die glauben, selbst Drachen in einem menschlichen Körper zu sein oder in einem früheren Leben Drachen gewesen zu sein. Die Überzeugung, selbst ein Drache im Körper eines Menschen zu sein, nennt man Draconity (von Draco und unity, en. für Einheit bzw. identity, en. für Identität)[1].

Dragonkin sind Bestandteil der Otherkin-Subkultur, deren Mitglieder sich als Fabelwesen identifizieren, in Abgrenzung zur Therian-Kultur, die sich als reale Tiere identifizieren. Diese Subkulturen werden als religiöse Strömungen angesehen[2], sehen sich selbst aber nicht unbedingt als solche.

Geschichte[]

Die Otherkin-Kultur hat sich in den 90ern aus Elfen-Online-Communities entwickelt und später auf andere Fabelwesen, inkl. Drachen, ausgeweitet.[3]. Die erste Community für Dragonkin war die 1993 von ExistingPhantom gegründete Usenet-Gruppe Alt.fan.dragons, die, wie ähnliche Usenet-Gruppen, von und für Fans von Drachen aus Literatur und Populärkultur gegründet wurde, mit der Zeit aber immer mehr Mitglieder ansammelte, die sich selbst als Drachen identifizieren[4], worauf andere Mitglieder aber skeptisch reagierten[5]. Eine Umfrage im Juni 1994 ergab jedoch, dass sich knapp die Hälfte der Alt.fan.dragons User als Drachen identifizierten[6], und spätestens 1995 wurde der Begriff Draconity geprägt[7].

Alt.fan.dragons wurde zunehmend als AFD abgekürzt, woraus sich später die alternative Bezeichnung Alfandria entwickelte[7].

Weitere Dragonkin-Homepages und Communities entstanden im Laufe der 90er Jahre und danach. Die erste deutsche Dragonkin-Website war Nexus-Draconis, gegründet 2001 von Pattarchus StormWind[7].

Variationen[]

Es gibt verschiedene Interpretationen, inwiefern Dragonkin mit Drachen verwandt sind. Manche sehen sich als Wiedergeburt eines Drachen, wollen also in einem früheren Leben Drachen gewesen sein und noch Erinnerungen aus diesem Leben haben. Andere sind der Meinung, im Körper der falschen Spezies geboren zu sein, ähnlich wie Transgender sich nicht mit dem ihnen körperlich zugeschriebenen Geschlecht identifizieren[4]. Wieder andere glauben, von Drachen abzustammen[8].

Viele Dragonkin und andere Otherkin glauben, dass Parallelwelten existieren, aus denen ihre Seelen stammen[9]. Diese Parallelwelten erinnern oft an klassische High Fantasy Welten ähnlich Mittelerde oder Alagaësia, sind jedoch für gewöhnlich nicht identisch mit einer bestimmten Welt aus einem bestimmten Werk. Einige sollen sogar in der Lage sein, in ihrem Träumen dorthin zurückzukehren oder sogar körperlich eine Drachengestalt anzunehmen, wobei letzteres nicht bewiesen wurde[10][4].

Dragonkin identifizieren sich teilweise auch als verschiedene Drachenarten, so gibt es z.B. Wyvernkin[11] oder Amphitherekin[12].

Trotz alledem haben die meisten Dragonkin, wie auch andere Otherkin, ein normales Privatleben, gehen zur Schule, Arbeit usw., fühlen sich dabei aber oft fremd in der Gesellschaft[13].

Dragon Code[]

Manche Dragonkin und andere Otherkin/Therian benutzen einen so genannten Dragon Code, in deutsch manchmal auch Drachencode, um anderen  mitzuteilen, wer sie sind. Dabei handelt es sich um einen Art Signatur, die in Kurzform beschreibt, welche Art von Kreatur sie sind, ob ihr soziales Umfeld weiß, dass sie "kin" sind, welche Farbe ihre Drachenform hat, wie alt sie sind, welche Atemwaffe sie besitzen usw[14]. Entwickelt wurde der Drachencode 1996 von Red Dragon aka. Daniel Hamel[15].

Beispiel: DC.D s--- MR a++++ WL++* F[14]

Übersetzung: D = Rasse: Drache, s--- = Sozialstatus: niemand weiß Bescheid, MR = Farbe: metallisch-rot, a++++ = Alter: uralt, WL++* = Gliedmaßen: vier Beine und ein Flügelpaar, F = Atemwaffe: Feuer[14]

Im Jahr 1999 wurde der Dragon Code überarbeitet. Bezeichnungen im so genannten Revised Dragon Code beginnen mit DC2, um sie vom alten Dragon Code zu unterscheiden[16].

Individuelle Fälle[]

Eva Tiamat Medusa[]

Eva Tiamat Medusa

Eva Tiamat Medusa

Eva Tiamat Medusa ist eine Transfrau, die sich als Dragonkin identifiziert[17]. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dragonkin hat sie auch Schritte unternommen, ihren Körper dem eines Drachen anzupassen, mit einer abgeflachten Nase, 8 implantierten Hörnern, grün tattowierten Augäpfeln, am ganzen Körper tattowierte Schuppen und einer Entfernung der Ohrmuscheln[18].

Ihr Wunsch nach einer HIV-Diagnose war es, nicht als Mensch zu sterben[19], da sie von der Grausamkeit einiger Menschen enttäuscht ist. Als sie als Kind in der Wüste ausgesetzt wurde, wurden die Klapperschlangen zu einer symbolischen Elternfigur für sie und später zur Inspiration für ihre tattowierten Schuppen[18].

Micha Cárdenas[]

Die amerikanische Künstlerin Micha Cárdenas lebte für 365 Stunden (über 15 Tage) mithilfe von VR-Technologie als Drache Azdel Slade im Metaversum Second Life. Damit wollte sie die medizinische Praxis in Frage stellen, dass Transgender-Personen für mindestens ein Jahr als ihr identifiziertes Geschlecht leben müssen, um sich für Geschlechtsangleichende Maßnahmen zu qualifizieren. Zugleich sollte der Selbstversuch untersuchen, wie sehr man sich mit einem virtuellen Avatar identifizieren kann. In dieser Zeit lernte sie in Second Life viele Personen, darunter einige Otherkin, kennen, die das Spiel nutzen, da sie in diesem die Rolle spielen können, die ihnen im realen Leben oft aufgrund von Diskriminierung oder physikalischen Einschränkungen der realen Welt verwehrt bleibt[20].

Mythologie[]

Hauptartikel: Humanoide Drachen

Unabhängig von der Dragonkin-Kultur gibt es auch diverse Mythen über Menschen, die von Drachen abstammen. So ist z.B. der legendäre vietnamesische Herrscher Lạc Long Quân der Enkel des Drachenkönigs des Dongting-Sees. Da Lạc Long Quân als Vater des vietnamesischen Volkes angesehen wird, sind aus mythologischer Sicht alle Vietnamesen die Nachkommen von Drachen.

Ähnlich ist es auch mit den Pa'O aus Myanmar, die laut ihrer Ursprungssage von einer Drachenfrau und einem menschlichen Mann abstammen. Auch der chinesische Urkaiser Huangdi, der oft als Urvater aller Han-Chinesen angesehen wird, wird oft mit dem Gelben Drachen der chinesischen Mythologie gleichgesetzt, was auch die Han-Chinesen zu einem Volk mit Drachen-Abstammung macht.

In der Dragonkin-Kultur wird jedoch selten auf solche Mythen Bezug genommen, vermutlich auch, weil viele Dragonkin aus westlichen Ländern stammen.

In der Populärkultur[]

Die Dragonkin (bzw. allgemein Otherkin) Kultur hat wenig Repräsentation in der Populärkultur. Manchmal kommen in Werken Charaktere vor, die sich für Drachen halten, ohne dass ein Bezug zur realen Dragonkin-Kultur hergestellt wird.

Fälle von Personen, die in ihrem Werk wirklich Drachen in Menschengestalt sind, werden im Artikel Humanoide Drachen behandelt.

  • Der in der Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin und in der TV-Serie "Game of Thrones" erwähnte Charakter Prinz Aerion Targaryen hielt sich für einen Drachen in Menschengestalt. Dies war bedingt durch die Legenden, dass Mitglieder des Hauses Targaryen Drachenblut in sich tragen. Er starb, als er einen Becher Seefeuer (eine hochentzündliche Brandwaffe) trank, weil er glaubte, dass er sich dadurch in einen Drachen verwandeln würde.

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. Varis (2010), Was ist Draconity?, Varis Draconity-Blog
  2. Joseph P. Laycock (2012), "We Are Spirits of Another Sort": Ontological Rebellion and Religious Dimensions of the Otherkin Community, Nova Religio: The Journal of Alternative and Emergent Religions, Vol. 15, Nr. 3, S. 65–90, University of California Press, https://doi.org/10.1525/nr.2012.15.3.65 , https://www.jstor.org/stable/10.1525/nr.2012.15.3.65
  3. Polson, Willow (2003), The Veil's Edge: Exploring the Boundaries of Magic, Citadel Press, S. 95, ISBN 0-8065-2352-2
  4. 4,0 4,1 4,2 Lupa (2007), A Field Guide to Otherkin, Immanion Press, S. 25–26, 50, 52, ISBN 978-1-905713-07-3
  5. Gypsyamber Berg-Cross (1993), , Human-Dragons??, alt.fan.dragons
  6. Colin Pascal (1994), Dragon poll, alt.fan.dragons
  7. 7,0 7,1 7,2 Orion Scribner (2010), Otherkin Timeline: The Recent History of Elfin, Fae, and Animal People, O. Scribner (2012)
  8. Michelle Belanger, Father Sebastiaan (2004), The Psychic Vampire Codex: A Manual of Magick and Energy Work, Weiser Books, ISBN 1-57863-321-4
  9. Danielle Kirby (2006), Alternative Worlds: Metaphysical questing and virtual community amongst the Otherkin in Frances Di Lauro, Through a Glass Darkly: Collected Research, Sydney University Press, ISBN 1920898549
  10. Raven Digitalis (2008), Shadow Magick Compendium: Exploring Darker Aspects of Magickal Spirituality, Llewellyn Worldwide, S. 178, ISBN 0-7387-1318-X
  11. #wyvernkin, Tumblr
  12. #amphitherekin, Tumblr
  13. Martin Dierolf aka Sturmfeder, Otherkin, Krahsahn, archiviert am 9. Juni 2013
  14. 14,0 14,1 14,2 Baxil (1997), The Official Dragon Code Page, Tomorrowlands
  15. Baxil (1997), The Dragon Code, DDragon, archiviert am 5. Dezember 1998
  16. Wyrm (2004), The Revised Dragon Code: Official Information Page, archiviert am 6. Februar 2012
  17. Dragons Wiki: Dragonkin - Kommentar
  18. 18,0 18,1 Diana Tourjée (2018), Ein Tag mit der Transfrau, die zum Drachen wurde, Vice
  19. Erfolgs-Banker lässt sich operieren, um wie ein Drache auszusehen – so sieht das Ergebnis aus, Der Westen (2018), archiviert am 19. April 2018
  20. Micha Cárdenas et al. (2008), Becoming Dragon: a mixed reality, durational performance in second life, Proceedings of SPIE, Volume 7238, The Engineering Reality of Virtual Reality 2009, https://doi.org/10.1117/12.806260
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