Das Märchen von Prinz Mohammad ist ein verbreites Märchen im persischen Raum. Es ist auch bekannt als "The Tale of the Apple Orchard" (Das Märchen vom Apfelgarten), "The Apple Tree and the Dev" (der Apfelbaum und der Dev) oder "Prince Djamshid’s Tale" (Prinz Djamshids Märchen)[1].
Handlung[]
Es gibt viele Variationen der Sage, aus denen die Linguistin Mehri Bagheri folgendes Grundgerüst rekonstruiert[1]:
Der Held, für gewöhnlich als Malik Mohammad bekannt, ist der jüngste von drei Brüdern. Der Vater, ein alternder König, besitzt einen Baum mit lebensspendenden goldenen Äpfeln. Doch jeden Abend kommt ein Dämon in den Garten und stielt die Früchte. Nachdem es den beiden älteren Brüdern nicht gelingt, den Dämonen zu vertreiben, hält der Jüngste Wache und kann dem Dämon einen Arm abschneiden. Am nächsten Tag folgen die Brüder der Blutspur des Monsters zu einem Brunnen, aber nur Malik ist mutig genug, hinabzusteigen. Der Brunnen ist, wie die Hölle, mit hießen Gasen gefüllt, und er findet darin nacheinander drei Drachen, von denen jede eine Jungfrau in einem Raum, Haus oder Schloss bewacht. Er tötet alle drei Drachen und die älteren Brüder ziehen die Jungfrauen hoch in Sicherheit[1].
Doch als der jüngste hochklettern will, schneiden die Brüder das Seil ab und er fällt auf den Rücken eines Schafbocks, der in dem Brunnen gegen einen anderen kämpft, wodurch er tiefer in diese Hölle fällt. Er findet hier eine Stadt, die kein Wasser mehr hat, da ein Drache den Fluss aufstaut. Um an Wasser zu kommen, müssen sie jeden Tag eine Jungfrau dem Drachen opfern. Während der Drache diese verschlingt, können die Menschen Wasser holen. Doch Malik kann den Drachen töten und das Wasser freisetzen[1].
Schließlich wird er vom König der Vögel, Simorq zurück ins Königreich des Vaters gebracht, wo er seine Brüder bestraft und die schönste der drei Jungfrauen heiratet[1].
Hintergrund[]
Bagheri vergleicht das Märchen mit dem vedischen Mythos von Trita Āptya und dessen Varianten aus dem Avesta und dem Schāhnāme. Wie Malik Mohammad ist auch Trita der jüngste von drei Brüdern, der von diesen betrogen wird und in einer Grube landet, wo er einen dreiköpfigen Dämon tötet, von dem er aber drei Kühe befreit. Im iranischen Mythos wird aus Trita schließlich Fereydun, der den dreiköpfigen Azhi Dahaka bezwingt, während seine beiden neidischen Brüder versuchen ihn zu töten[1]. Hierbei handelt es sich um Varianten des indogermanischen Chaoskampf-Mythos.
Möglicherweise basiert der Mythos auf dem indogermanischen "Bärensohnmärchen" (siehe auch Juan Oso, das viele der gleichen Motive beinhaltet und auch als Ursprung von Beowulf angesehen wird[1]. Tatsächlich hat das Märchen von Prinz Mohammad mit Beowulf das Motiv des abgerissenen Arms gemein, durch dessen Blutspur der Dämon verfolgt werden kann. Dieses Motiv ist in Märchen und Volkssagen über den Bärensohn sehr selten[2].
Das Motiv der magischen Äpfel ist sehr häufig und kommt z.B. auch im Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens und machen Versionen von Die siebenköpfige Schlange vor. Mythologische Beispiele sind der von Ladon bewachte Baum im Garten der Hesperiden, die Äpfel der Göttin Idun oder der Baum im Garten Eden.
Der Verrat durch die Gefährten, die die Prinzessin aus der Höhle des Drachen hochziehen, aber das Seil durchschneiden, wenn der eigentliche Drachentöter emporsteigt, kommt auch in der Schweizer Sage vom Drachentödter und im ungarischen Märchen von Shepherd Paul vor. Betrüger, die sich als Drachentöter ausgeben, sind in Märchen und Sagen häufig und kommen z.B. auch bei Tristan und Isolde oder Ortnit vor. Im irischen Märchen Laddie na Luaithe sind es ebenfalls Gefährten des Helden, die ihn hier aber über Bord werfen.
In manchen Versionen bringt der Simorq Mohammad zurück, da dieser seine Küken vor einem Drachen gerettet hat. Damit erinnert das Märchen an das rumänische Märchen von Prâslea dem Mutigen, der Adlerküken vor einem Drachen rettet[3][4] oder an das bulgarische Märchen Der heilige Georg, die Lamia und die Schlange, in dem es nur eine große Schlange ist. In einer armenischen Version rettet der Held die Küken vor einer Vischap-Schlange, und im persichen Märchen Gul o Sanaubar vor einem Azhdar-Drachen. Auch im ungarischen Märchen Shepherd Paul kommt das Motiv vor, doch hier rettet er die Greifenküken vor einem Feuerregen aus einer Wolke. Hierbei ist zu bedenken, dass Drachen oft mit Wetterphänomenen assoziiert werden. Allgemein ist die dankbare Adlermutter ein wichtiges Element des Bärensohnmärchens[5].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Mehri Bagheri (2001), Prince Mohammad, Fereydun, Thraētaona, and Trita Āptya: Themes and Connections in Persian Narratives, Folklore, 112(2), https://doi.org/10.1080/00155870120082245
- ↑ Robert A. Barakat (1967), John of the Bear and 'Beowulf', Western Folklore, 26 (1): 1. http://doi.org/10.2307/1498482, https://www.jstor.org/stable/1498482
- ↑ Petre Ispirescu (1925), Roumanian Folk Tales Retold from the Original, Printed at the University Press
- ↑ Raymond Vianu (1971), Fairy Tales and Legends from Romania, Ardent Media
- ↑ Roslyn M. Frank (2021), Hunting for the Mythic Female Shaman Eagle, University of Iowa