Drachen Wiki

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Bida ist ein Drache aus der Mythologie der westafrikanischen Soninke. Die Sage um ihn ist Teil des Dausi-Epos.

Etymologie[]

Der Ethnograf Maurice Delafosse übersetzte Bida als "Große Schwarze Schlange"[1][2].

Nach manchen Quellen soll es zwei "Bidas" geben, Bida-sere-kalla (snk.: menschentötende Schwarzschlange) und Bida-sere-toka (snk.: harmlose Schwarzschlange)[3][2].

Der Kampf mit dem Bida-Drachen[]

Der Lagarre wurde von Koliko gewarnt, dass er in Wagadu die große Schlange Bida treffen würde. Dieser wurden jedes Jahr durch Lagarres Großvater zehn junge Mädchen geopfert. Im Gegenzug ließ die Schlange es dreimal im Jahr Gold regnen. Auch von Lagarre würde die Schlange die Opfer verlangen, doch Koliko riet ihm, ihr nur ein Mädchen zu geben[4].

Lagarre kam nach Wagadu, wo er vor dem Stadttor Bida in sieben großen Windungen liegen sah. Die Schlange fragte ihn nach seinem Vater, und Lagarre stellte sich als Sohn von Dinga vor. Auf die Frage nach seinem Großvater antwortete er "Ich kenne ihn nicht." Bida erwiederte[4]:

"Ich kenne dich nicht, aber ich kenne Dinga. Ich kenne Dinga nicht, aber ich kenne Kiridjo. Ich kenne Kiridjo nicht, aber ich kenne Kiridjotamani. Ich kenne Kiridjotamani nicht, aber ich kenne Wagana Sako. Dein Großvater gab mir jedes Jahr zehn Mädchen. Ich gab dafür drei Goldregen. Willst du das auch tun?"
―Leo Frobenius (1921), Spielmanns-geschichten der Sahel, Diederichs, S. 64-65

Lagarre verneinte, und Bida verlangte neun Mädchen, dann acht, und so weiter, bis er bei einem Mädchen angelangt war. Dem stimmte Lagarre zu, und Bida versprach, dafür dreimal im Jahr Gold regnen zu lassen[4].

Zu dieser Zeit gab es in Wagadu vier angesehene Männer: Wagana Sako, Dajabe Sise, Damangile (der Ahnherr der Djaorafamilie, aus der die Familie der Vornehmen der Soninke stammt) und Mamadi Sefe Dekote (Sefe Dekote heißt „er spricht selten"). Wagana Sako war sehr einfersüchtig und hatte deshalb eine große Mauer um seinen Hof gebaut, die keine Türen hatte. Man konnte sie nur überwinden, indem man mit dem Pferd Samba Ngarranja darüber springt, kein anderes Pferd konnte so hoch springen. Deshalb bewachte Wagana Sako das Pferd so eifersüchtig wie seine Frau, und erlaubte ihm nicht, eine Stute zu decken, in der Angst, das Fohlen könne genau so hoch springen[4].

Doch sein Onkel Mamadi kaufte sich eine Stute, und stahl eines Tages Samba Ngarranja, um sie zu decken. Dann brachte er ihn zurück und hielt all dies vor Wagana Sako geheim. Als das Fohlen schließlich drei Jahre alt war, konnte es ebenfalls über die Mauer springen. Als Wagadu in den Krieg zog, kehrte Mamadi eines Nachts heimlich mit seinem Hengst zurück und sprang über die Mauer, um Wagana Sakos Frau zu besuchen. Doch da kam dieser zurück und bemerkte das fremde Pferd. Er belauschte seine Frau und ihren Gast und hörte, wie Mamadi ihr erzählte, dass sie Angst vor ihrem Mann hätten. So musste Wagana Sako unverrichteter Dinge abziehen, da es nicht ritterlich gewesen wäre, einen Mann anzugreifen, der Angst vor einem hat. Wagana Sako kehrte also ins Heerlager zurück, und später in der Nacht kam auch Mamadi dort an. Wagana Sako wusste nicht, dass dieser der heimliche Gast seiner Frau gewesen war[4].

Man beschloss eines Tages, die erste Tochter, die in Wagadu geboren wird, Bida zu opfern. Diesees Mädchen war Sia aus der Jatta Bari Familie. Sie war das schönste Mädchen im Soninkeland und Mamadi war ihr Liebhaber, der ihr jeden Tag viel Gold gab. Um seine Geliebte zu retten, beschloss er, Bida zu töten. Er schliff sein Kitelalabong (snk.: Schwert) so scharf, dass er ein Hirsekorn mit einem Streich spalten konnte. Währenddessen wurde Sia Jatta Bari zur Hochzeit gekleidet und zum Brunnen gebracht, in dem Bida lebte. Mamadi ritt auf seinem Pferd mit dem Geleit mit[4].

Bida hatte die Angewohnheit, wenn sie ihr Opfer erhält, immer dreimal den Kopf aus dem Brunnen zu strecken, bevor sie es greift. So hockte sich Mamadi neben den Brunnen, und als Bida zum dritten mal den Kopf emporstreckte, schlug er ihr den Kopf ab. Bevor der Kopf den Boden berührte, sprach Bida "Sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage mag Wagadu ohne Goldregen bleiben." Dann fiel er weit im Süden (nach manchen Quellen in Buré[2]) zu Boden, weshalb man dort heute Gold findet[4].

Als die Leute den Fluch der Schlange hörten, wurden sie wütend auf Mamadi. Doch er nahm Sia auf sein Pferd und ritt mit ihr nach Sama-Markala, einer Stadt nördlich von Ségou. Dort lebte seine Mutter, die ein Pferd besaß, das ebenfalls von Samba Ngarranja abstammte und beinahe so schnell war. Doch Wagana Sako ritt ihm auf Samba Ngarranja hinterher, da die Menschen ihn gebeten hatten, Mamadi zu töten. Da Mamadis Pferd zwei Menschen trug, wurde er bald eingeholt, doch Wagana warnte ihn nur vor der Wut der Menschen und verschonte ihn, da er sein Onkel war. Wagana rammte seine Lanze in den Boden, und als die Menschen ihn einholten, behauptete er, diese nach Madami geworfen und ihn verfehlt zu haben. Jetzt steckte sie so tief im Boden, dass er sie nicht mehr herausziehen könne. Die Menschen halfen ihm, den Speer herausziziehen, und er ritt wieder hinter Mamadi her. Insgesamt dreimal täuschte er die Menschen mit der Lanze, bis Mamadi in Sama ankam. Er erzählte seiner Mutter was geschehen war[4].

Mamadi und Sia lebten einige Zeit in Sama, doch da es hier keine Goldschlange gab, konnte er ihr kein Gold mehr geben, und sie hatte bald genug von ihm. So gab sie eines Tages vor, Kopfschmerzen zu haben, die nur geheilt werden könnten, wenn er sich seinen kleinen Zeh abschneidet und sie sich mit dem Blut die Stirn wäscht. Da er sie sehr liebte, tat er dies. Doch nach einiger Zeit verlangte sie aus dem gleichen Grund seinen kleinen Finger. Danach sagte sie, sie liebe nur Menschen mit zehn Fingern und Zehen[4].

Mamadi wurde darüber sehr wütend und davon wurde er krank. Eine Alte Frau bereitete ihm Karitébutter mit Borri, einem Zaubermittel. Diesen solle er auf Sias Kopf platzieren. Dazu bestach er eine Friseurin und als diese die Karitébutter in ihre Haare gerieben hatte, sprang Sia sofort auf und rannte zu Mamadi. Doch der offenbarte ihr, dass er noch immer nur neun Zehen und Finger hatte. Dies wiederholte sich dreimal. Beim vierten Mal lud er sie in sein Haus ein und sie stimmte zu, ihn zu heiraten. Zuhause aber gab Mamadi seinem Sklaven Blali seine Kleidung und zog dessen Kleidung an. Er trug ihm auf, wenn Sia kommt, nicht mit ihr zu sprechen aber mit ihr zu schlafen. Als Sia ankam, Tat Blali wie geheissen. Da Mamadi dafür bekannt war, nicht viel zu sprechen, ließ Sia sich täuschen. Am nächsten Morgen löste Mamadi die Täuschung auf und Sia starb vor Scham darüber[4].

Andere Sagen[]

Bida kommt auch in der Sage "Der Streit der Dabora und Sagone" kurz vor, wo sie Bäi Tergissi bedroht, ihm aber nichts antut, als er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt[5].

Eine Sage über die einflussreiche Marega-Familie aus Kayes in Mali erzählt, wie eine große Dürre die Gegend plagte und eine Vorfahrin der Familie nicht mehr in der Lage war, ihr Kind zu stillen. Die Python Bida säugte das Kind mit Milch aus ihrem Schweif, weshalb die Familie noch immer die Python als Totem trägt[6].

Hintergrund[]

Manche Versionen der Sage beinhalten nur, dass der Drache Regen bringt, doch viele Versionen ergänzen zusätzlich das in der von Frobenius gesammelten Version genannte Gold[2].

In manchen Versionen der Sage ist es Diabé Cissé anstatt Dinga, der den ursprünglichen Pakt mit Bida hatte, während die Schlange Bida ebenfalls Dingas kind ist. Auch die Identität des Drachentöters ist verschieden, jedoch ist er immer jemand in einer einflussreichen Position, z.B. ein Verwandter des Herrschers[2].

Die regelmäßigen Opfer an den Drachen entsprechen dem Prinzessin und Drache-Motiv, das auch in Sagen aus dem europäischen und nordafrikanischen Raum häufig vorkommt. Das bekannteste Beispiel ist die Sage von St. Georg. Auch bei den Kurumba in Burkina-Faso gibt es eine Sage, laut der eine Python getötet wurde, um eine Dürre zu beenden[7]. Vergleichbar ist auch die Legende von Bayajidda und Sarki aus den Hausa-Staaten. Anders als in den meisten solchen Sagen wird der Drachentöter in der Bida-Sage jedoch nicht gefeiert, sondern gehasst, da in dieser Tradition die Tötung der Schlange die Dürre erst auslöst. In einigen Versionen ist die Schlange auch ein Beschützer von Wagadu. Letztendlich führt das Ausbleiben von Wasser und Gold in allen Versionen der Wagadu-Sage zum Untergang von Wagado[2].

Nehemia Levtzion vermutet, dass das Töten des Drachen als Mythologisierung eines wichtigen Ereignisses in der Geschichte der Soninke gesehen werden kann, möglicherweise der Übergang von der traditionellen Religion zum Islam[8]. Diese Ansicht ist jedoch umstritten, da es keine Belege dafür gibt, dass die Sage auf historischen Ereignissen basiert[9][2]. Jedoch enthalten tatsächlich manche Versionen starke religiöse Untertöne. So beschreibt der Griot Jeli Baba Sissoko, dass Wakane Sako die Macht der Schlange in Frage stellt, da sie nur mit Allahs Willen Regen herbeiführen könne. Aus diesem Grund beschließt er, die Schlange zu töten und die Herrschaft seines Onkels zu beenden[2].

Die Assoziation der Schlange mit dem Regen und die Dürre, die ihrem Tod folgt, könnte darauf zurückgehen, dass Pythons, als welche Bida meist interpretiert wird, in der Nähe von Wasser leben und ihre Anwesenheit dadurch ein Zeichen dafür ist, dass ein Gebiet ausreichend Wasser enthält, um besiedelt zu werden[10][2]. Außerdem können die Tiere überwiegend während der Regenzeit beobachtet werden, was vermutlich zum Ursprung der Schlangenverehrung bei verschiedenen Völkern der Sahara wurde[11]. Auch unter den Fulbe und im Sudan gibt es vergleichbare Traditionen[2].

Bereits Abū ʿUbaid al-Bakrī berichtete 1068 in seinem "Buch der Reisewege und Königreiche" von einem Schlangenkult beim Volk der Diafuqu. Hier lockten Priester eine Schlange aus ihrer Höhle, vor der mögliche Kandidaten für den nächsten Herrscher standen. Die berührte einen der Kandidaten mit ihrer Nase und kehrte dann schnell in die Höhle zurück, wobei der Mann versucht, Haare von ihrem Schwanz auszureissen. So viele Haare wie er greifen kann, so viele Jahre wird er regieren[12].

In der Populärkultur[]

  • Im Pen & Paper Rollenspiel "Pathfinder" sind Bida eine Drachenart mit schlangenartigem Körper und Fledermausflügeln. Sie nehmen eine humanoide Gestalt an, um Siedlungen zu infiltrieren. Sobald sie sich als unverzichtbare Mitglieder der Gesellschaft etabliert haben, verlangen sie Opfer in Form von Fleisch und Gold. Um sich zu schützen verbergen sie die unterworfenen Dörfer hinter Illusionen, so dass es aussieht, als wäre an der Stelle nur Dschungel[13].
  • Sia, le rêve du python ist ein französischsprachiger Film des burkinischen Regisseurs Dani Kouyaté. Er erzählt eine Version der Sage von Bida.

Quellen[]

  1. Maurice Delafosse (1913), Traditions historiques et légendaires du Soudan occidentale in Renseignements coloniaux et documents, Bulletin du Comité de l'Afrique Française et du Comité du Maroc, 295
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 David C. Conrad, Humphrey J. Fisher (1983), The Conquest That Never Was: Ghana and the Almoravids, 1076. II. The Local Oral Sources*, History in Africa , Volume 10 , S. 53-78, https://doi.org/10.2307/3171690, https://www.jstor.org/stable/3171690
  3. R. Arnaud (1911), L'Islam et la politique musulmane française en Afrique Occidentale Française, suivi de la singulière légende des Soninké, tirage à part du Comité de l'Afrique française, 155
  4. 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 3. Der Kampf mit dem Bida-Drachen in Leo Frobenius (1921), Spielmanns-geschichten der Sahel, Diederichs, S. 64-72
  5. 7. Der Streit der Dabora und Sagone in Leo Frobenius (1921), Spielmanns-geschichten der Sahel, Diederichs, S. 86-89
  6. légende du bida in P.J. Brun (1910), Le totémisme chez quelques peuples du Soudan Occidentale, Anthropos, Vol. 5, S. 857-58
  7. Louis Tauxier (1917), Le Noir du Yatenga, Emile Larose, S. 496-497
  8. Nehemia Levtzion (1973), Ancient Ghana and Mali, S. 47, Africana Publishing Company (1980), ISBN 0-8419-0431-6
  9. Paulo de Moraes Farias (1974), Great States Revisited, Journal of African History , Vol. 15, No. 3, S. 158
  10. S.A. Minton Jr., M.R. Minton (1973), Giant Reptiles, scribners, ISBN 9780684132679
  11. L. Tautain (1887), Légende et traditions des Soninké relatives à l'empire de Ghanata…, Bulletin de géographie historique et descriptive, 9/10, S. 474-475
  12. Abū ʿUbaid al-Bakrī (1068), كتاب المسالك والممالك (Kitāb al-Masālik wa'l-Mamālik)
  13. Paizo (2019), Pathfinder Adventure Path #146: Cult of Cinders (Age of Ashes 2 of 6), Paizo Inc., ISBN 978-1-64078-188-7