Drachen Wiki
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Beowulf

Der schwer verletzte Beowulf und sein Diener Wiglaf im Kampf mit dem Drachen

Beowulf ist der Held eines gleichnamigen angelsächsischen Heldengedichtes, welches das bedeutendste erhaltene Einzelwerk angelsächsischer Sprache darstellt. Das Epos entstand vermutlich nach 700 n. Chr., spielt aber vor 600 n. Chr. in Dänemark und Schweden. Das einzige überlieferte Manuskript wird heute in der British Library aufbewahrt.

Zusammenfassung

Beowulf ist ein junger Held vom Volk der Gaetas (vermutlich Gauten, möglicherweise auch Goten oder Jüten), der mit seinen 14 Gefährten nach Dänemark fährt, um dem dortigen König Hrothgar beizustehen. Dessen Halle Heorot wird von einem trollartigen Ungeheuer namens Grendel heimgesucht.

Beowulf tötet zunächst Grendel mit seinen bloßen Händen, später dann dessen auf Rache sinnende Mutter mit dem Schwert eines Riesen.

Später wird Beowulf der König der Gaetas und der Dänen. Der zweite Teil des Gedichts spielt fünfzig Jahre nach dem ersten, während Beowulfs Regierungszeit.

Ein Sklave stielt einen goldenen Kelch aus dem Hort eines Drachen in Earnanæs in Schweden. Der Drache verlässt daraufhin seine Höhle und beginnt, alles was ihm unterkommt zu verbrennen. Beowulf bricht mit einigen Männern zur Höhle des Drachen auf, doch er verbietet seinen Männern, ihm zu folgen, auf dass er den Drachen allein töten könne.

In der Höhle tritt Beowulf dem Drachen gegenüber, wird von diesem aber tödlich verletzt. Als seine Gefährten davon erfahren, fliehen sie in den Wald, doch sein Verwandter Wiglaf steigt in die Höhle hinab um Beowulf beizustehen. Es gelingt ihm, den Drachen zu erschlagen, aber Beowulf erliegt seinen Wunden.

Beowulf wird in einem Grabhügel auf einer Klippe begraben, wo Seeleute ihn gut sehen können. Auf Beowulfs Wunsch wird der Schatz des Drachen mit ihm begraben und mit einem Fluch belegt, auf dass niemand seinem Wunsch zuwiederhandeln könne[1].

Der Drache

Beowulf and the dragon

Darstellung des Kampfes von 1908

Beowulf ist das erste Werk der angelsächsischen Literatur, welches einen Drachen beinhaltet. Der Drache (angelsächsisch wyrm) wiederum ist vermutlich der erste Vertreter eines fliegenden, feuerspeienden Drachen (sprich: Westlicher Drache), wie er in der Literatur später allgegenwärtig wurde. Außerdem ist Beowulf eines der ersten Werke, in denen der Drache eine echte Gefahr für den Drachentöter darstellt, anstatt leichtfertig getötet zu werden[2]. Der Drache in Beowulf hat keinen Namen, wird jedoch einmal als eald ūhtsceaða (von altnord. eald = alt, ūht = Nacht und sceaðan = verletzen, schädigen) bezeichnet[3].

Laut J.R.R. Tolkien gab es in der Mythologie und Literatur nur zwei echte Drachen, nämlich Fafnir und den Drachen, den Beowulf tötete. Diese beiden Drachen nahm er als Vorbild für seinen Antagonisten Smaug aus Der Hobbit, welcher der Vorreiter des Westlichen Drachen der modernen Fantasy werden sollte.

In seinem Blog The Big Study spricht der Kryptozoologe The Professor Fafnir den Drachenstatus jedoch ab, da er in diesem nur eine große magische Schlange sieht, die einen Schatz bewacht. Der Drache aus Beowulf sei somit der erste wirkliche Drache der Literatur, da dieser als erster die Merkmale der Flugfähigkeit, des Feuerspeiens und des schlangenartigen Körpers in sich vereint.

Er stellt daraufhin drei mögliche Hypothesen zum Ursprung des Drachen auf:

  1. Der Autor von Beowulf kombinierte in seinem Drachen verschiedene mytholgische Kreaturen und erfand quasi seinen eigenen Drachen
  2. Die Kombination dieser Merkmale ist eine lokale Idee über das Aussehen von Drachen zur Zeit der Entstehung des Gedichts
  3. Der typische Westliche Drache war schon vor Erscheinen von Beowulf weitgehend bekannt, jedoch ist Beowulf das einzige noch heute überlieferte Werk, das einen solchen Drachen beinhaltet

Sofern eine der ersten Hypothesen stimmt, basiert das heutige Bild des Westlichen Drachen nicht auf mythologischen Quellen, sondern lediglich auf der Literatur des Frühmittelalters. Nur wenn jedoch die dritte Hypothese stimmt, ist laut The Professor eine kryptozoologische Erforschung westlicher Drachen legitimisiert.[4]

Siehe auch

Trivia

  • Noch bevor er Grendel tötet, erfährt Beowulf von einem Drachentöter namens Sigmund. Dieser ist der Vater des berühmten Siegfried, welcher Fafnir tötete.

In der Populärkultur

  • 1987 erschien der Science-Ficton-Roman Der Held von Avalon von Larry Niven, Jerry Pournelle und Steven Barnes, wo Elemente des Beowulf-Liedes in die Science-Fiction einflossen. Das echsenartige Monster erhält den Namen Grendel. Das Buch wurde 1995 mit Beowulfs Kinder fortgesetzt.
  • Auf der Zeile Iúmonna Gold Galdre Bewunden, übersetzt etwa "Der Ahnen Gold, in der Urzeit Tagen durch Zauber geschützt", basiert J.R.R. Tolkiens gleichnamiges Gedicht.
  • Beowulf der Drachentöter ist eine Roman-Version des Epos von Rosemary Sutcliff
  • 2007 wurde der Stoff als computeranimierter Film Die Legende von Beowulf verfilmt.
  • Die Charaktere Kainan und Moorwen aus dem Film Outlander basieren auf Beowulf und dem Drachen bzw. Grendel.
  • In Andreas Gößlings Kurzgeschichte Beowulf und die Moordrachen wird die Geschichte neu erzählt, jedoch ist hier auch Grendel ein Moordrache.

Quellen

  1. Wikipedia: Beowulf
  2. Wikipedia: The Dragon (Beowulf) (englisch)
  3. Ursula Le Guin, Of Modern Dragons, in John Lennard (2007), Of Modern Dragons, and other Essays on Genre Fiction, Humanities-Ebooks, ISBN 978-1847600691
  4. The Big Study: "DRAGON": A Mass of Confusion, part three. (englisch)
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