Drachen Wiki

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Bel dragon

Daniel füttert dem Drachen die Klumpen. Links ist der König Babylons zu sehen. ca. 1291-1295

Bel war ein heidnischer Gott, welcher laut einer apokryphen Geschichte aus dem Buch Daniel von den Bewohnern Babylons angebetet wurde. Er wurde in Form einer Statue und eines großen Drachen (altgr.: δράκων in der ältesten überlieferten Version des Textes[1]) angebetet.

Die Episode mit Bel und dem Drachen kommt nicht im ursprünglichen hebräischen/aramäischen Text des Buchs Daniel vor, sondern erscheint erstmals in der Septuaginta, der ältesten griechischen Übersetzung der Hebräischen Bibel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Sie wurde nach Daniel 12:13 eingefügt[2].

Etymologie[]

Das Wort Bel ist akkadisch und bedeutet Herr. Es wurde für viele Götter verwendet, weshalb nicht mehr nachvollziehbar ist, um welchen Gott es sich genau handelte. Vermutlich ist aber der babylonische Stadtgott Marduk gemeint, der für gewöhnlich mit dem Drachen Mušḫuššu dargestellt wird[3][4].

Das altgriechische Wort δράκων (Drakon) wurde in der Antike im allgemeinen für große Schlangen bzw. Schlangen im mythologischen Kontext verwendet. Es wurde später zum Ursprung des Drachen-Mythos und wird für gewöhnlich als "Drache" übersetzt, die damalige Verwendung unterscheidet sich aber stark von dem, was heute mit "Drache" gemeint ist[1].

Handlung[]

Der jüdische Prophet Daniel weigerte sich, den Gott Bel anzubeten, der für ihn nur eine tote Statue war, während sein Gott, JHWH, ein lebendiger Gott sein soll. Als Beweis, dass sein Gott lebt, erklärte er, er würde den Drachen töten, ohne dafür ein Schwert oder einen Stab zu verwenden. Daniel kochte Pech, Fett und Haare zu einem Kuchen (mazai), den er dem Drachen zum Fraß vorwarf. Der Drache verschlang den Klumpen und erstickte daran[5][3].

Daniel und der Drache Pseudo-Ortkens

Daniel tötet den Drachen, von Pseudo-Ortkens, ca. 1520

Der König Babylons sieht dies als Beweis, dass Daniels Gott im Gegensatz zu Bel echt sei, und begann, Daniels Gott anzubeten. Seine Untertanen hingegen wandten sich daraufhin gegen den König und verlangten die Auslieferung Daniels. Sie werfen ihn in eine Löwengrube, in der er jedoch, durch das Eingreifen seines Gottes, eine Woche überlebt[5][3].

Ähnliche Sagen[]

Es gibt auch Varianten, in denen Daniel dem Drachen stattdessen etwas anderes füttert, z.B. Stroh mit versteckten Nägeln darin oder Kamele gefüllt mit glühenden Kohlen[6]. Die Methode, einen Drachen zu töten, indem man ihm ungenießbare Nahrung vorwirft, kommt in vielen späteren Sagen vor. Vermutlich sind die meisten direkt oder indirekt inspiriert von der Geschichte über Daniel[1]. Weitere Beispiele sind der Alexanderroman, diverse Episoden aus dem persischen Nationalepos Schāhnāme (z.B. Rostam oder Alexander) oder die europäischen Sagen des Drachen von Brno oder St. Mang.

Manche Historiker sehen eine Parallele zum Kampf zwischen Marduk und Tiamat in der babylonischen Mythologie, da der Gott der Drachenfrau Winde in den Rachen blies, wobei der Wind die gleiche Rolle spielt wie die ungenießbare Nahrung. So soll das aramäische Wort sâru anstatt als "Wind" als "Weizen" übersetzt worden sein[6][7]. Jedoch ist diese Interpretation umstritten[8]. Tatsächlich ist die Interpretation von Bel und dem Drachen als Marduk und Tiamat aber naheliegend, da Marduk der Stadtgott Babylons war[9]. Auf jeden Fall verdreht der Autor des Textes die ursprüngliche Bedeutung des babylonischen Textes und nutzt ihn, um im Licht des Babylonischen Exils die Übermacht des jüdischen Gottes über den als machtlos empfundenen Marduk darzustellen[4].

In der Tatsache, dass dem Drachen speziell Kuchen gefüttert wird, sieht Daniel Ogden einen Hinweis, dass die Sage in einem hellenisierten Umfeld entstanden ist. In altgriechischen Schlangenkulten war es nicht ungewöhnlich, heilige Schlangen mit Kuchen zu füttern[1], wie man an der Schlange von Athen sehen kann.

Die österreichische Sage Der Drachenreiter bezieht sich auf diese Episode, als erwähnt wird, dass der besagte Drachenreiter aus Babylon stammt und dort in die Löwengrube zurückkehren muss.

In der Populärkultur[]

  • Der Geologe Thomas Hawkins verglich 1840 die ausgestorbenen Ichthyosaurier mit den Drachen im Tempel des Bel[10].
  • Eine Darstellung der Episode von ca. 1520 (Pseudo-Ortkens) wird im Abspann des Films Godzilla: King of the Monsters von 2019 im Zusammenhang mit Titanen wie King Ghidorah gezeigt.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  2. Christopher Book (2004), The Seven Basic Plots: Why We Tell Stories, Continuum, ISBN 978-0826452092
  3. 3,0 3,1 3,2 Beate Kowalski (2009), Bel und Drache, Deutsche Bibelgesellschaft
  4. 4,0 4,1 Jacobus de Bruyn, Pierre J. Jordaan (2014), Constructing Realities: Bel and the Dragon – Identifying some Research Lacunae, OTE Vol. 27, No. 3, S. 839-859
  5. 5,0 5,1 Daniel 14:23-42
  6. 6,0 6,1 F. Zimmermann (1958), Bel and the Dragon, Vetus Testamentum 8(4), Brill, https://doi.org/10.2307/1516160, https://www.jstor.org/stable/1516160
  7. Birth of the Dragon in Ernest Ingersoll (1928), Dragons and Dragon Lore, Payson & Clarke Ltd
  8. David A. deSilva (2018), Introducing the Apocrypha, Baker Publishing Group, ISBN 9780801097416
  9. George A. Barton (1893), Tiamat, Journal of the American Oriental Society, Vol. 15, S. 1-27, https://doi.org/10.2307/592350, https://www.jstor.org/stable/592350
  10. Thomas Hawkins (1840), The book of the great sea-dragons, Pickering, S. 22, https://doi.org/10.5962/bhl.title.152648
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