Balauer ist der Titel eines von Pauline Schullerus gesammelten Märchens aus dem Harbachtal in Siebenbürgen.
Handlung[]
Als drei Schafhirten im Wald übernachteten, hörten sie aus der Nähe etwas jammern. Einer ging nachsehen und fand einen Balaur, der einen Hirsch im Hals stecken hatte, dessen Geweih sich verkeilt hatte. Der Balaur bat ihn, das Geweih des Hirschen abzuschlagen, während der Hirsch flehte, den Balaur zu köpfen. Der Hirte entschied sich, dem Hirsch das Geweih abzuschlagen und der Balaur konnte ihn verschlucken. Danach lud er den Hirten zu sich nach Hause ein. Er selbst würde fliegen, aber er zeigte dem Hirten den Weg[1].
Unterwegs traf der Hirte auf eine Schweineherde, die er nach dem Weg zum Balaur fragte. Diese wiesen ihn zur Ochsenherde, die ihn zur Pferdeherde schickte, die ihn wiederum in den Wald leiteten. Dort würde er an ein Haus kommen, an dem er aber nichts verlangen dürfte als ein Lädchen. So kam der Hirte an das Haus des Balaur, der bereits Geld abzählte, um den Hirten zu entlohnen. Doch der Hirte schlug das Geld aus und verlangte nur ein Lädchen. Doch der Balaur sagte, dieses könne er ihm nicht geben, und bot ihm so viel Geld, wie er nur wollte. Da lehnte der Hirt ab und verabschiedete sich, doch der Balaur rief ihm nach und gab ihm das Lädchen[1].
Auf dem Rückweg sah er in das Lädchen hinein und fand darin die Tochter des Balaur, bekleidet mit einem Schlangenfell. Er verliebte sich in sie, und zuhause heirateten die beiden. Doch sie legte das Schlangenfell nur ab, wenn sie Wasser holte. So fragten die Menschen den Hirten immer, wo seine Frau geblieben sei, und eine Nachbarin riet der Mutter des Hirten, das Schlangenfell zu verbrennen wenn die Schwiegertochter einmal unterwegs war. Sie würde es zwar vermissen, doch sie würde sich daran gewöhnen und wie die anderen Menschen werden. Als der Hirt und seine Frau auf eine Hochzeit eingeladen waren und sie das Schlangenfell in das Lädchen packte, um sich hübsch zu machen, nutzte die Schwiegermutter die Chance und verbrannte es. Später kam das Paar heim und die Frau suchte verzweifelt nach dem Schlangenfell. Sie weinte, bis sie müde war, doch dann hörte sie auf und wurde wie die anderen Leute, nur schöner[1].
Als sie eines Tage Wasser holen ging, traf sie den Herren ihres Mannes, einen Bojaren, der sie noch nie gesehen hatte und stellte sich ihm als Frau des Hirten vor. Er lies sie dem Hirten ausrichten, er solle zu ihm kommen, und der Hirte ging sofort los. Dort angekommen wurde ihm aufgetragen, das Frisch geschnittene und aufgehäufte Getreide zu dreschen, zu mahlen und bis morgen früh Brot daraus zu backen. Zuhause erzählte er seiner Frau von der unmöglichen Aufgabe, und diese schlug vor, ihren Vater um Rat zu fragen. Der Balaur nahm seine Peitsche und knallte damit in alle vier Ecken, woraufhin alle Teufel der Welt erschienen und er ihnen befahl, die Aufgabe des Bojaren zu erfüllen. Sofort begannen sie, und innerhalb kürzester Zeit hatten sie die Brote gebacken. Mit diesen ging der Hirte zum Bojaren, der ihn schlug und ihm eine neue Aufgabe stellte[1].
Diesmal sollte er im Wald des Bojaren Eichen fällen, pflügen und Wein pflanzen, von dem er schon am nächsten Tag Trauben bringen soll. Wieder rief der Balaur seine Teufel und diese erledigen die Aufgabe rechtzeitig, so dass der Hirte dem Bojaren die Trauben bringen konnte. Als drittes verlangte der Bojare, ihm die Krone vom Kopf seines toten Vaters zu bringen, der damit begraben wurde. Diesmal rief der Balaur alle Pferde der Welt. Davon wählte er das schwächste Fohlen aus, dem er einen Trog voll glühender Kohlen zu fressen gab. Dann warf er ihm einen Halfter über, und schon wurde es zu einem Hengst, mutiger als alle anderen Pferde[1].
Mit diesem Pferd ritt der Hirt zu Friedhof, wo er in das Grab hinabstieg. Dort traf er einen von Würmern zerfressenen Mann, danach einen, den zwei Böcke mit ihren Hörnern schließen, und schließlich den gekrönten Vater des Bojaren. Dieser gab ihm bereitwillig die Krone und er ritt zurück und brachte dem Balaur das Pferd zurück. Bevor er zum Bojaren ging, gab der Balaur ihm ein Gewehr und trug ihm auf, den Bojaren zu erschießen, denn sonst würde er ihn noch weiter quälen. Dann ging der Hirt zum Bojaren, gab ihm die Krone, und als er den Hirten erneut schlagen wollte, erschoss dieser ihn. Sofort zerfiel der Bojare zu Staub und Asche, und die Menschen dankten dem Hirten, sie von dem Tyrannen befreit zu haben[1].
Hintergrund[]
Das Märchen wurde erstmals von Pauline Schullerus 1907 in ihrer Sammlung von Märchen aus dem mittleren Harbachtal veröffentlicht. Erzählt wurde es ihr von Sive Bîrsan aus Alțâna[1].
Das Motiv der Schlangenhaut, die die Tochter des Balaur meist trägt, erinnert an andere Sagen über Therianthropie. So ist es in vielen Sagen und Märchen üblich, dass Tiere oder übernatürliche Wesen in menschlicher Gestalt erscheinen können, indem sie ihre Haut ablegen. Stielt oder zerstört man diese Haut, zieht man meist ihren Zorn auf sich. Selten, z.B. im dänischen Märchen König Lindwurm, haben auch Drachen diese Eigenschaft.
Der Kampf zwischen Balaur und Hirsch zu Beginn des Märchens ist fast identisch zu dem Anfang des Märchens George, das ebenfalls aus dem Harbachtal stammt.