Drachen Wiki
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Asp

Illustration aus dem 15. Jahrhundert

Die Aspis (grc.: Giftschlange bzw. Viper[1], vergleiche engl. asp, Natter) ist eine giftige Schlange.

Beschreibung[]

Antike[]

Der römische Dichter Marcus Annaeus Lucanus erwähnte die Aspis im 1. Jahrhundert in seiner Pharsalia, wo er sie als Giftschlange beschreibt, die aus dem Blut der Medusa entstanden ist[2]. Der Naturforscher Plinius der Ältere geht mehr ins Detail und beschreibt das Gift der Aspis, für welche es kein Gegengift gibt. Wird man gebissen, muss das entsprechend Körperteil sofort amputiert werden[3]. Hierbei stimmt Claudius Aelianus mit ihm überein, der neben Amputation auch Kauterisation als mögliches Heilmittel beschreibt[4].

Plinius erzählt auch, dass Aspis in Paaren leben. Wird eine davon getötet, wird die andere den Mörder verfolgen, bis sie ihren Partner gerächt hat. Dabei lässt sie sich weder von Menschenmengen noch von Hinternissen aufhalten. Nur durch das Überqueren eines Flusses oder extrem schnelle Flucht kann man dem Tier entkommen. Die Aspis hat schlechte Augen, hört aber sehr gut. Ihr Erzfeind ist der Ichneumon[3].

Solinus fasste im 3. Jahrhundert diverse Giftschlangen wie die Haemorrhois oder die Hypnale unter dem Begriff aspis zusammen[5].

Christliches Mittelalter[]

Der Begriff aspis wird in der Vulgata in Psalm 58:5-6 verwendet, welcher lautet:

"5 Sie sind voller Gift wie eine giftige Schlange, wie eine taube Otter, die ihr Ohr verschließt, 6 dass sie nicht höre die Stimme des Zauberers, des Beschwörers, der gut beschwören kann."
Psalm 58:5-6

Der Kirchenvater Augustinus von Hippo interpretiert dies so, dass die Aspis mit dem Schwanz ein Ohr verschließt und das andere auf den Boden presst und sich so davor schützt, durch magische Beschwörungen aus ihrer Höhle gelockt zu werden[6].

Isidor von Sevilla sammelte die verschiedenen Beschreibungen, weshalb seine Beschreibung der Aspis sowohl die Beschreibung der verschlossenen Ohren von Augustinus als auch die Beschreibung des tödlichen Giftes und der verschiedenen Unterarten von Solinus übernimmt[7].

Thomas von Cantimpré beschreibt die Aspis als azurblaue Schlange, die einen sehr giftigen Biss hat. Ihre Giftzähne stehen aus dem Maul heraus, da sie so lang sind. Laut ihm dienen die bereits in der Bibel erwähnten Beschwörungsformeln dazu, die Schlange davon abzuhalten, den Zauberer zu beissen, oder ihr gefahrlos den Drachenstein, der in ihrem Kopf wächst, abzunehmen. Sie schützt sich vor diesen Zauberformeln, wie bei anderen Autore, indem sie sich die Ohren zuhält. Jedoch beschreibt er auch die enge Paarbindung der Schlangen und die Rache, die der überlebende Partner ausübt, wenn man eine davon tötet[8].

Thomas zitiert außerdem den "Experimentator" (es ist unklar ob es sich hier um eine Person oder ein Buch handelt), laut dem die Aspis Afrikanern und Syrern nichts antut. Deshalb nutzen sie die Schlangen, um im Ehebruch gezeugte Kinder zu erkennen. Wenn ein Kind gebissen wird, war es von einem Fremden[8]. Dies erinnert an Aelians Beschreibung der Schlange, die er Cerastes nennt, und die Psyllern nichts antut[9].

Eine Aspis soll einst am Tisch eines reichen Mannes in Ägypten regelmäßig gefüttert worden sein. Doch ein Jungtier der Schlange tötete ein Kind eines Gastes, woraufhin die Mutter ihr Junges tötete. Thomas beschreibt auch Unterarten der Aspis, die er Emorrois, Ipnapis und Prester nennt[8].

Im Physiologus wird das Zuhalten der Ohren so interpretiert, dass auch der Teufel sich die Ohren verstopft, da Christus Stimme ihn sonst töten würde[10]. Konrad von Würzburg interpretiert die Aspis so, dass sie sich vor falschen Ratschlägen und Verleumdung schützt, sieht die Schlange also als ein positives Zeichen an[11][12].

Unterarten[]

Die meisten Autoren beschreiben drei Unteraten der Aspis:

  • die Prester soll laut einigen Bestiarien eine so hohe Körpertemperatur haben, dass ihr dauernd kochender Schaum aus dem Maul strömt, welches sie aus diesem Grund niemals schließt[7]. Laut Aelian soll das Gift der Prester Lethargie, Gedächtnisverlust, eine Unfähigkeit zu urinieren, Haarausfall, Atemnot und tödliche Krämpfe auslösen, während laut Flaubert schon die Berührung mit dem Gift Schwächeanfälle auslöst[13]. Außerdem beschreibt Lucan, dass das Gift einen brennenden Schmerz und extreme Schwellungen, die den Körper stark deformieren, auslöst. Nicht einmal Aasfresser sollen die Opfer des Gift der Prester anrühren[2].
  • Die Hypnalis tötet ihre Beute, indem sie sie einschläfert. Eine solche Schlange soll Kleopatra VII. getötet haben[5][7].
  • Haemorrhois ist eine Schlange, dieren Gift ihre Beute verbluten lässt[2][14][7][8].

Hintergrund[]

Die Aspis soll in der Region des Nils gelebt haben, weshalb man vermutet, dass sowohl sie als auch der Basilisk auf die Uräusschlange oder Ägyptische Kobra (Naja haje) zurückgehen[15] (siehe auch Uräus für Darstellungen dieser Schlange in der ägyptischen Mythologie). Diese wird auch als plausible Spezies für Kleopatras Selbstmord angesehen[16].

Abgeleitet vom Wort Aspis ist auch der Name der Aspisviper (Vipera aspis), deren englische Bezeichnung asp genau wie das lateinische Wort Aspis historisch für verschiedene giftige Schlangenarten verwendet wurde[12].

In der Populärkultur[]

  • In der RPG-Serie Shin Megami Tensei ist Asp ein Dämon, der als Kobra mit augenartiger Zeichnung auf der Haube erscheint.
  • Im Spiel La-Mulana ist Asp ein Monster in Form einer lila Schlange, das der Avatar eines Dämons sein soll.

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. A. F. Gotch (1986), Reptiles – Their Latin Names Explained, Blandford Press, S. 176, ISBN 0-7137-1704-1
  2. 2,0 2,1 2,2 Marcus Annaeus Lucanus (61-65), De Bello Civili, 9.734-838, via Katherine O. Eldred (2000), Poetry in Motion: The Snakes of Lucan, Texas Tech University Press
  3. 3,0 3,1 Gaius Plinius Secundus Maior (77), Naturalis historia Buch 8, 35
  4. Claudius Aelianus, Περὶ ζῴων ἰδιότητος, Buch 1, 54 und Buch 2, 5
  5. 5,0 5,1 Gaius Julius Solinus (3. Jahrhundert), De mirabilibus mundi, Kapitel 27.31-32, 34
  6. Augustinus von Hippo (5. Jahrhundert), Sermo 316:2 - In Solemnitate Stephani Martyris; Duri Iudaei in Stephanum
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae, Buch 12, 4:12-16
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Thomas von Cantimpré (1225 - 1241), Liber de natura rerum, Serpents 8:2-26
  9. Claudius Aelianus (2. oder 3. Jahrhundert), Περὶ ζῴων ἰδιότητος (De natura animalium), Buch 1
  10. Otto Schönberger (2001), Physiologus. Griechisch/Deutsch, Reclam, S. 107f, ISBN 978-3150181249
  11. Konrad von Würzburg (13. Jahrhundert), Aſpis ein wurn geheiſſen iſt in Codex Manesse, Blatt 388r, https://doi.org/10.11588/diglit.2222#0771
  12. 12,0 12,1 Rüdiger Brandt (2007), Menschen, Tiere, Irritationen: Die doppelte Zunge der Natur Kontexte und Folgen laikaler Aneignung des liber naturae, Das Mittelalter, Band 12, Heft 2, https://doi.org/10.1524/mial.2007.12.2.24
  13. Claudius Aelianus (2. oder 3. Jahrhundert), Περὶ ζῴων ἰδιότητος (De natura animalium), Buch 17, 4
  14. Claudius Aelianus (2. oder 3. Jahrhundert), Περὶ ζῴων ἰδιότητος (De natura animalium), Buch 15
  15. Robert McNeill Alexander (1963), The Evolution of the Basilisk, Greece & Rome Vol. 10, No. 2, S. 170-181, https://www.jstor.org/stable/642817
  16. M. Schneemann et. al. (2004), Life-threatening envenoming by the Saharan horned viper (Cerastes cerastes) causing micro-angiopathic haemolysis, coagulopathy and acute renal failure: clinical cases and review, QJM: An International Journal of Medicine, Volume 97, Issue 11, S. 717-727, https://doi.org/10.1093/qjmed/hch118
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