
Statue in der Lateranbasilika, Rom, 1705-11
Philippus (* in Bethsaida, Galiläa; † vermutlich um 81 in Skythien in der heutigen Ukraine) war einer von Jesus 12 Aposteln. Seine Attribute sind das Kreuz und der Drache, da er mehrere Drachen besiegt haben soll.
Philippusakten[]
9. Akte[]
In der neunten Akte kommt Philippus auf seinen Reisen ins Land der Ophianoi, wo Echidna angebetet wird. Im Martyrion des Philippus wird dessen Hauptstadt Ophiorhyme mit Hierapolis identifiziert[1]. Um diese Stadt zu erreichen, muss er die Wüste der Drakainai durchqueren und den Berg der Drakaina besteigen[2].
Eines Morgens kam ein plötzlicher Wind und Nebel auf. Daraus erschien ein hundert Cubit langer Drakon mit schwarzem Rücken und einem Bauch wie glühende Kohlen. Ein Schwarm Schlangen folgte ihm, und die Wüste erbebte. Philippus erinnerte seine Gefährten, an Gottes Worte zu denken und weder Verfolgung, noch Schlangen oder Drachen zu fürchten. So So beteten sie und besprenkelten den Drachen aus einem Becher. Da erschien ein Lichtblitz, der den Drachen und seine Brut blendete. Die Kreaturen starben und die Strahlen der Sonne zerbrachen die Eier des Drachen. Aber Philippus und seine Gefährten schlossen ihre Augen und wurden nicht geblendet[3].
11. Akte[]
In der elften Akte kommen Philippus und seine Gefährten an einen Felsen, unter dem viele Schlangen (gr.: daimones, opheis) leben, über die ein Drakon herrscht. Auf Philippus Anweisung hin geben die Schlangen sich als diejenigen Schlangen zu erkennen, die im Buch Exodus von den Zauberern des Pharaoh aus deren Stäben erschaffen und später von Moses' Schlange gefressen wurden[4]. Im Namen von Jesus zwingt Philippus die Schlangen, unter dem Felsen hervorzukommen, und jede stellt sich als sechzig Cubit lang heraus. Dann rufen sie ihren Herren, einen feurigen, einhundert Cubit langen schwarzen Drachen. Dieser speit Feuer und Gift und identifiziert sich als Satan. Der Drache fragt Philippus, warum er den Drachen in der Wüste getötet hat und nun auch ihn töten will[2].
Danach fleht der Drache Philippus an, ihn zu verschonen. Im Gegenzug bietet er an, in nur sechs Tagen eine Kirche zu erbauen. Philippus stimmt zu und verwandelt die Schlangen in Menschen, damit sie arbeiten können. Dabei sollen sie ihre schwarze Farbe beibehalten haben und werden als "schwärzer als ein Äthiopier" beschrieben. Nachdem die Kirche erbaut war verschwanden sie alle an einen Ort, wo Philippus sie nicht mehr finden könne[2]. In der späten Antike war es üblich, dass Dämonen humanoid mit dunkler Haut dargestellt werden[5].
13. Akte[]
In der 13. Akte kommt Philippus in die Stadt Ophiorhyme, wo er und seine Gefährten am Tor von sieben Wächtern mit prophetischen Schlangen empfangen werden. Die Schlangen werden auf Besucher losgelassen, und nur die, die die Schlangen als Echidna-Anbeter erkennen, werden von den Tieren verschont. Vor Philippus verbeugen die Schlangen sich jedoch und beißen sich in die eigenen Zungen. So wird die Gruppe in die Stadt gelassen. Danach stehen sie zwei Drachen gegenüber, die unwillkommene Besucher blenden, indem sie ihn deren Augen blasen. Philippus aber starrt die Drachen eine Stunde lang an, bis sie ihre Köpfe abwenden und sterben[2].
In der Stadt predigen Philippus und sein Gefolge gegen die Schlange von Eden und eröffnen eine Heilanstalt. Unter anderem heilen sie die Blindheit von Stachys, des Hohepriesters der Echidna und bekehren ihn so zum Christentum. Eine von Philippus Gefährten, Mariamne, heilt Nicanora, die Frau des herrschenden Prokonsuls Tyrannognophos, von den Schmerzen eines Schlangenbisses. Auch sie wird zum Christentum bekehrt und weigert sich darum, mit ihrem Mann zu schlafen. Aus diesem Grund lässt der Prokonsul Philippus und die anderen in den Kerker werfen. Doch Philippus sprach etwas auf Hebräisch und der Boden öffnete sich und verschlang den Prokonsul und 7000 weitere Männer, außerdem den Tempel und die Echidna selbst. Danach erscheint Jesus selbst, weißt Philippus für seine zornige Handlung zurecht, und bringt bis auf den Prokonsul, die Echidna und ihre Priester alle Opfer wieder zurück, um sie zu bekehren[2].
Historia Apostolica[]
Philippus soll laut Pseudo-Abdias Historia Apostolica einst in Skythien gefangen genommen worden sein. Die heidnischen Bewohner Skythiens wollten zwingen, ihrem Gott Mars ein Opfer darzubringen. Unter dem Idol des Mars kam jedoch ein Drache hervor, der mit seinem giftigen Atem einige der Skythen tötete. Philippus versprach den Skythen, den Drachen zu vertreiben und alle wiederzubeleben, die er getötet hatte. Im Gegenzug müssten sie aber das Mars-Idol zerstören und Jesus anbeten. Die Leute hörten auf ihn und Philippus befahl dem Drachen, in die Wüste zu gehen, was dieser ohne Widerstand tat. Danach heilte er alle vergifteten und erweckte die Toten zum Leben. Zuletzt taufte er alle auf den christlichen Glauben[6][2]. Diese Geschichte kommt auch in der Legenda Aurea aus dem 13. Jahrhundert vor[7].
Trivia[]
- Neben Philippus werden auch St. Georg, Silvester I. und Donatus von Arezzo in der Legenda Aurea als Drachenbezwinger dargestellt.
- Bei den Philippusakten handelt es sich um den ältesten bekannten Text, in dem Feuerdrachen vorkommen[8].
- Manche Forscher glauben in dem Echidna-Kult den Kult der Kybele-Atargatis zu erkennen, die als Mutter der Götter angesehen wurde, woraus ihr Titel als Mutter der Schlangen in den Philippusakten entstanden sein könnte[1]. Jedoch spielten in Kybeles Ikonographie Schlangen keine Rolle, weshalb die Beweislage hier eher dürftig ist. Ogden vermutet, dass die Geschichte nicht auf einen antiken Schlangenkult zurückgeht (wie z.B. die Sage um Silvester I.), sondern auf den altgriechischen Mythos von Echidna und Typhon. Dies belegt er damit, dass die Echidna in den Philippusakten wie heidnische Echidna die Mutter vieler Monster oder Schlangen ist und in einer Höhle lebt. Außerdem wird sie wie Typhon nach ihrer Niederlage unter der Erde begraben[2].
- Die Ophiogeneis aus der griechischen Mythologie, eine Rasse von Menschen mit einer Schlange als Vorfahren, könnten die Inspiration für die Ophianoi gewesen sein[2].
- 2013 wurde unter dem Plutonion von Hierapolis eine Grotte entdeckt, in der der CO2-Gehalt der Luft bis zu 91% betrug, was die tödlichen Ausdünstungen der Drachen in den Sagen erklären könnte[9].
Siehe auch[]
- Philippus in der Wikipedia
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 F. Amsler, F. Bovon, B. Bouvier (1996), Actes de l'apotre Philippe, Turnhout Brepols, ISBN 9782503504223
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
- ↑ Acta Philippi (4. Jahrhhundert), Übersetzung: The Acts of Philip in M.R. James (1924), The Apocryphal New Testament, Clarendon Press
- ↑ Exodus 7:10-12
- ↑ Daniel Ogden (2019), The Function of Dragon Episodes in Early Hagiography in Ingo Schaaf (2019), Animal Kingdom of Heaven: Anthropozoological Aspects in the Late Antique World, de Gruyter, ISBN 9783110601596, https://doi.org/10.1515/9783110603064-003
- ↑ Pseudo-Abdias (6. Jahrhundert), Historia Apostolica
- ↑ HERE FOLLOWETH OF ST. PHILIP THE APOSTLE in Jacobus Voragine (1264), Legenda Aurea, übersetzt von William Caxton (1483)
- ↑ Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), Snake to Monster: Conrad Gessner's Schlangenbuch and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History, Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4
- ↑ Hardy Pfanz, Galip Yüce, Ahmet H. Gulbay, Ali Gokgoz (2018), Deadly CO2 gases in the Plutonium of Hierapolis (Denizli, Turkey), Archaeological and Anthropological Sciences, Vol. 11, S. 1359-1371, https://doi.org/10.1007/s12520-018-0599-5