Agathos Daimon (altgr.: Ἀγαθὸς Δαίμων, Guter Geist, auch Ἀγαθοδαίμων, Agathodaimon, in Deutsch auch manchmal Agathodämon) ist ein schlangengestaltiger Hausgott der graeco-römischen Mythologie.
Beschreibung[]
In der klassischen Zeit wurde der Agathos Daimon als ein niederer Gott (Daimon) des Hauses angesehen, für den man nach einer Mahlzeit ein paar Tropfen Wein ausgoss und ein paar Brotkrumen bereitlegte[1]. So beschreibt z.B. Phylarchos, dass die Ägypter (womit er vermutlich die Bewohner Alexandrias meinte) eine Mischung aus Gerste und Wein am Ende der Mahlzeit hinterließen, die die Schlangen danach fressen konnten. Meist wurde der Agathos Daimon mit Zeus identifiziert, der unter dem Beinamen Zeus Soter ebenfalls nach dem Mahl geehrt wurde. Mindestens seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. ist auch eine Assoziation mit Agathe Tyche nachgewiesen[2], als deren Ehemann Agathos Daimon oft angesehen wurde[3]. Aelian bezeichnet die weiblichen Hausschlangen als Thermoutheis, was üblicherweise ein Beiname der Isis ist[2].
Schlangen, die in menschlichen Siedlungen leben und dort Schädlinge wie Ratten oder Mäuse fraßen, wurden im alten Griechenland als Glücksbringer angesehen. Die Rolle als Wächter des Haushaltes steht auch im Zusammenhang mit dem Konzept des Drachen als Wächter von Schätzen[4]. Die Vorstellung von Hausschlangen, die dem Haushalt Glück bringen, solange man sie füttert, hat sich in der europäischen Folklore auch in christlicher Zeit lange gehalten[5][1]. Beispiele sind Krönleinschlangen und Hausdrachen (Gluhschwanz, Puk).
Hintergrund[]
Das Motiv der Schlangen als Schutzgötter des Hauses dürfte darauf zurückgehen, dass Schlangen im alten Griechenland häufig eine Wächterrolle zugesprochen wurde, da sie ihre Augen niemals schließen[6]. Davon scheint auch das Motiv des schatzhütenden Drachen inspiriert zu sein. Die meisten Schlangen bewachten aber heilige Orte wie Quellen, Tempel oder Gräber, was auf die chronische Natur der Schlange zurückzuführen ist[7][4]. Tempelschlangen sind unter anderem bei den Kulten der Göttinnen Vorlage:Athene, Demeter, Juno und Hygieia bekannt[7].
Alexandria[]
Im Alexanderroman wird erwähnt, dass eine Schlange die Bauarbeiten in Alexandria wiederholt störte. Alexander der Große ließ das Tier deshalb töten, erreichtete ihm zu Ehren an der Stelle aber eine Gedenkstätte. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten tauchten viele Schlangen auf und siedelten sich in den Häusern der Stadt an, wo sie von da an als Agathoi Daimones angebetet wurden. Ihnen zu Ehren wurde jährlich am 25. Tybi ein Fest gefeiert. Die Schlangen wurden als Gestalt des Gottes Serapis angesehen[2].
Das Töpferorakel, ein ägyptischer Text aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, prophezeit das Verschwinden des Gottes Agathos Daimon (assoziiert oder identisch mit Kneph) aus Alexandria und den darauf folgenden Ruin der Stadt[2].
Laut Diodor soll Pharao Ptolemaios II. in Alexandria einen Drakon (siehe Drache von Alexandria) als Haustier gehalten haben.
Johannes von Damaskus[]
Johannes von Damaskus beschreibt einen Drachen, den er Agaphodemons nennt. Er beschreibt ihn folgendermaßen:
- "There is one more kind of dragons; those have wide head, goldish eyes and horny protuberances on the back of the head. They also have a beard [protruding] out of the throat; this kind of dragons is called "agaphodemons" and it is said they have no faces. This dragon is a sort of beasts, like the rest of the animals, for it has a beard, like a goat, and horn at the back of its head. Its eyes are big and goldish. These dragons can be both big and small. All serpent kinds are poisonous, except dragons, for they do not emit poison"
- ―Maxim Kozlov (1997), The Works of St. John Damascene, Martis Publishing House
Obwohl er den Begriff Agaphodemons verwendet, scheint Johannes eher auf frühere naturwissenschaftliche Beschreibungen Äthiopischer und Indischer Drachen zurückzugreifen, bei denen es sich eigentlich um Pythons handelt. Auch Avicenna beschreibt einen Drachen namens Agathnimon, dessen Biss dem anderer Drachen gleicht[8].
Weitere Erwähnungen[]
- Im Lorscher Arzneibuch aus dem 8. Jahrhundert wird ein so genanntes Agathodaimon-Schlangenmittel beschrieben. Dieses wird aus Vipernfleisch gemacht und soll gegen Hautkrankheiten helfen.
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 Martin P. Nilsson (1981), Greek Folk Religion, Columbia University Press, S. 33, 73
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Peter M. Fraser (1972), Ptolemaic Alexandria, Vol. I, Claredon Press, S. 209-211
- ↑ Jane Ellen Harrison (1922), Prolegomena to the Study of Greek Religion, S. 356
- ↑ 4,0 4,1 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
- ↑ Nikolai P. Gordeev (2017), Snakes in the Ritual Systems of Various Peoples, Anthropology & Archeology of Eurasia, Volume 56, Issue 1-2: Animal-Human Interrelationships, S. 93-121, https://doi.org/10.1080/10611959.2017.1352330
- ↑ Macrobius Ambrosius Theodosius (4. Jahrhundert), Saturnalia, I, 20, 3
- ↑ 7,0 7,1 Eduard Gerhard (1849), Über Agathodämon und Bona Dea, Königliche Akademie der Wissenschaften
- ↑ Abū Alī al-Husain ibn Abd Allāh ibn Sīnā (11. Jahrhundert), القانون في الطب (al-Qānūn fī ’ṭ-Ṭibb)