Drachen Wiki
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'''Acha aus Lydda''' (he.: רבי אחא, ''Rabbi Achah'') war ein {{wp|Amoräer}} aus dem 4. Jahrhundert. Eine Episode aus dem Talmud beschreibt ihn als [[Drachentöter]].
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'''Acha aus Lydda''' (he.: רבי אחא, ''Rabbi Achah'') war ein {{wp|Amoräer}} aus dem 4. Jahrhundert. Eine Episode aus dem Babylonischen Talmud beschreibt ihn als [[Drachentöter]].
   
 
==Handlung==
 
==Handlung==
In Kiddushin 29b wird beschrieben, wie ein Mazzik (Dämon) im Studienhaus des Rabbi {{wp|Abaje}} lebte, der sogar tagsüber die Studenten dort belästigte. Als Abaje nun erfuhr, dass Acha kommt, um in dem Haus zu studieren, verbot er allen Stadtbewohnern, Acha bei sich übernachten zu lassen. Er hoffte, dass Acha, gezwungen im Studienhaus zu übernachten, mit dem Dämon konfrontiert würde und ein Wunder geschieht. Und so übernachtete Acha in dem Haus und wurde nachts von einem [[Mehrköpfige Drachen|siebenköpfigen Drachen]] (he.: תַּנִּין, [[Tannin]]) heimgesucht. Doch Acha begann zu beten, und mit jeder Verbeugung die er machte, fiel einer der Köpfe des Drachen ab. So konnte er ihn bezwingen, doch am nächsten Tag schalt er Abaje und die Stadtbewohner, da dieser ihm die Gastfreundschaft verwehrt und ihn in Gefahr gebracht hatte, wäre kein Wunder geschehen<ref name="Talmud">[https://www.sefaria.org/Kiddushin.29b.12 Kidduschin 29b]</ref>.
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In Kiddushin 29b wird beschrieben, wie ein Mazzik (Dämon) im Studienhaus des Rabbi {{wp|Abaje}} lebte, der sogar tagsüber zwei Studenten dort belästigte. Als Abaje nun erfuhr, dass Acha kommt, um in dem Haus zu studieren, verbot er allen Stadtbewohnern, Acha bei sich übernachten zu lassen. Er hoffte, dass Acha, gezwungen im Studienhaus zu übernachten, mit dem Dämon konfrontiert würde und ein Wunder geschieht. Und so übernachtete Acha in dem Haus und wurde nachts von einem [[Mehrköpfige Drachen|siebenköpfigen Drachen]] (he.: תַּנִּין, [[Tannin]]) heimgesucht. Doch Acha begann zu beten, und mit jeder Verbeugung die er machte, fiel einer der Köpfe des Drachen ab. So konnte er ihn bezwingen, doch am nächsten Tag schalt er Abaje und die Stadtbewohner, da dieser ihm die Gastfreundschaft verwehrt und ihn in Gefahr gebracht hatte, wäre kein Wunder geschehen<ref name="Talmud">[https://www.sefaria.org/Kiddushin.29b.12 Kidduschin 29b]</ref>.
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==Hintergrund==
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Dass der Dämon zwei Studenten tagsüber angreift, zeigt, wie mächtig er ist. Üblicherweise ist dämonische Aktivität im Talmud auf die Nacht beschränkt und Dämonen greifen nie an, wenn sie in der Unterzahl sind<ref name="Ronis">Sara Ronis (2019), '''[https://sci-hub.se/10.1017/S0364009418000788 A Seven-Headed Demon in the House of Study]''', AJS Review Volume 43, Issue 01, https://doi.org/10.1017/S0364009418000788</ref>.
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Die Episode steht in der Tradition des [[Chaoskampf]]-Motives, bei dem ein Held eine [[Schlange]] (Drache) besiegen muss, oftmals um dadurch zum Helden zu werden. In der jüdischen Mythologie ist dieses Motiv selten, nur Gott selbst wird als [[Drachentöter]] dargestellt (z.B. gegenüber dem [[Leviathan]]). In rabbinischen Texten kommt es außer bei Acha aus Lydda garnicht vor, obwohl Schlangen auch hier für unsichtbare Gefahren stehen können<ref name="Ronis" />. So wird z.B. in Berakhot 30b gesagt, dass man ein Gebet selbst dann nicht unterbrechen dürfe, wenn eine Schlange sich um die Ferse windet<ref name="Berakhot">[https://www.sefaria.org/Berakhot.30b.14?lang=bi Berakhot 30b]</ref>.
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Sara Ronis vermutet daher, dass die Episode inspiriert ist von zoroastrischen Mythen, z.B. über [[Azhi Dahaka]]. Der Zoroastrismus war zur Entstehungszeit des Babylonischen Talmud die dominante Religion im {{wp|Sassanidenreich}} und wurde somit auch zum Einfluss auf die Religion der babylonischen Juden. Jedoch kommen speziell siebenköpfige Drachen in der zoroastrischen Mythologie selten vor, die übliche Anzahl der Köpfe ist drei oder sechs. Die Anzahl scheint eher auf altmesopotamische oder syrische Traditionen zurückzugehen. So kommen z.B. im babylonischen Schöpfungsmythos Enūma eliš der siebenköpfige Schlangenkrieger [[Mušmaḫḫū]] und siebenköpfige Schlangen vor, während der ugaritische Baal-Zyklus den siebenköpfigen Schlangengott Lôtān kennt. Die Existenz des [[Drache der Apokalypse|siebenköpfigen]] aus der Offenbarung des Johannes (1. Jahrhundert n.Chr.) legt nahe, dass das Motiv auch in sassanidischer Zeit noch verbreitet war<ref name="Ronis" />.
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Ein großer Unterschied zu den genannten Mythen ist, dass Acha seinen Drachen nur durch sein Gebet besiegt. Hier bestehen Parallelen zu den Sagen über christliche Heilige, die im vierten und fünften Jahrhundert im Sassanidenreich und im Byzantinischen Reich zu nahmen. In diesen besiegen die Heiligen Dämonen häufig nur durch Gebete<ref name="Ronis" />.
   
 
==Quellen==
 
==Quellen==
 
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[[Kategorie:Drachentöter]]
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[[Kategorie:Menschen]]
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[[Kategorie:Asiatische Drachen]]

Aktuelle Version vom 13. Dezember 2023, 14:21 Uhr

Acha aus Lydda (he.: רבי אחא, Rabbi Achah) war ein Amoräer aus dem 4. Jahrhundert. Eine Episode aus dem Babylonischen Talmud beschreibt ihn als Drachentöter.

Handlung[]

In Kiddushin 29b wird beschrieben, wie ein Mazzik (Dämon) im Studienhaus des Rabbi Abaje lebte, der sogar tagsüber zwei Studenten dort belästigte. Als Abaje nun erfuhr, dass Acha kommt, um in dem Haus zu studieren, verbot er allen Stadtbewohnern, Acha bei sich übernachten zu lassen. Er hoffte, dass Acha, gezwungen im Studienhaus zu übernachten, mit dem Dämon konfrontiert würde und ein Wunder geschieht. Und so übernachtete Acha in dem Haus und wurde nachts von einem siebenköpfigen Drachen (he.: תַּנִּין, Tannin) heimgesucht. Doch Acha begann zu beten, und mit jeder Verbeugung die er machte, fiel einer der Köpfe des Drachen ab. So konnte er ihn bezwingen, doch am nächsten Tag schalt er Abaje und die Stadtbewohner, da dieser ihm die Gastfreundschaft verwehrt und ihn in Gefahr gebracht hatte, wäre kein Wunder geschehen[1].

Hintergrund[]

Dass der Dämon zwei Studenten tagsüber angreift, zeigt, wie mächtig er ist. Üblicherweise ist dämonische Aktivität im Talmud auf die Nacht beschränkt und Dämonen greifen nie an, wenn sie in der Unterzahl sind[2].

Die Episode steht in der Tradition des Chaoskampf-Motives, bei dem ein Held eine Schlange (Drache) besiegen muss, oftmals um dadurch zum Helden zu werden. In der jüdischen Mythologie ist dieses Motiv selten, nur Gott selbst wird als Drachentöter dargestellt (z.B. gegenüber dem Leviathan). In rabbinischen Texten kommt es außer bei Acha aus Lydda garnicht vor, obwohl Schlangen auch hier für unsichtbare Gefahren stehen können[2]. So wird z.B. in Berakhot 30b gesagt, dass man ein Gebet selbst dann nicht unterbrechen dürfe, wenn eine Schlange sich um die Ferse windet[3].

Sara Ronis vermutet daher, dass die Episode inspiriert ist von zoroastrischen Mythen, z.B. über Azhi Dahaka. Der Zoroastrismus war zur Entstehungszeit des Babylonischen Talmud die dominante Religion im Sassanidenreich und wurde somit auch zum Einfluss auf die Religion der babylonischen Juden. Jedoch kommen speziell siebenköpfige Drachen in der zoroastrischen Mythologie selten vor, die übliche Anzahl der Köpfe ist drei oder sechs. Die Anzahl scheint eher auf altmesopotamische oder syrische Traditionen zurückzugehen. So kommen z.B. im babylonischen Schöpfungsmythos Enūma eliš der siebenköpfige Schlangenkrieger Mušmaḫḫū und siebenköpfige Schlangen vor, während der ugaritische Baal-Zyklus den siebenköpfigen Schlangengott Lôtān kennt. Die Existenz des siebenköpfigen aus der Offenbarung des Johannes (1. Jahrhundert n.Chr.) legt nahe, dass das Motiv auch in sassanidischer Zeit noch verbreitet war[2].

Ein großer Unterschied zu den genannten Mythen ist, dass Acha seinen Drachen nur durch sein Gebet besiegt. Hier bestehen Parallelen zu den Sagen über christliche Heilige, die im vierten und fünften Jahrhundert im Sassanidenreich und im Byzantinischen Reich zu nahmen. In diesen besiegen die Heiligen Dämonen häufig nur durch Gebete[2].

Quellen[]